Die Ostsee hat uns wieder - Aalbaek bis Grenaa
Vor Skagen sind wir wieder von der Nord- in die Ostsee gelangt. Diese scheint sich so über uns zu freuen, dass wir kaum vorwärtskommen. Wir haben es gerade von Aalbaek nach Grenaa geschafft: viel zu wenig oder zu viel Wind und der auch noch von vorne. Wir begegnen dieser Tatsache mit Gelassenheit und außerdem mit einer Wasserrohrzange, einer Unmenge an Sand, Niederdruckzügen, kleinen Sünden, Papier und Elektronik.
Aalbaek – ein Ort für die Seele


Von Skagen nur ein paar Seemeilen entfernt, stranden wir für sieben Tage bei überwiegend schönem Wetter in Aalbaek. Wir gehen am fast menschenleeren Sandstrand spazieren, sitzen in den Dünen, lauschen dem Meer, blicken zum endlosen Horizont, gucken zu, wie der Wind im Strandhafer spielt und lassen unsere Norwegeneindrücke nachklingen. Das tut gut!

Sand, Sand und nochmal Sand
Ein Fahrradausflug zur Raberg Mile bringt uns noch einmal richtig ins Staunen. Sie ist mit 2 Quadratkilometern die größte Wanderdüne Dänemarks, steht unter Naturschutz und wandert jährlich 15 Meter (!) nach Nordost. Wir müssen an die kurische Nehrung in Litauen und den Slowinzky Nationalpark in Polen denken.

Es muss nicht immer Fisch sein
Im Hafen von Aalbaek sind noch viele kleine Fischer aktiv. Als wir einen einlaufenden Fischer fragen, ob er was zu verkaufen hätte, nickt er uns freundlich zu. Mein Skipper läuft schnell hin – und kommt mit riesigen Krebsscheren wieder. Ähhh?! Wir haben so etwas noch nie zubereitet.
„Er hatte nichts anderes, hab mich nicht getraut, die nicht zu nehmen. Wir sollen sie 20 Minuten in Wasser köcheln!“ Eine Norwegerin gibt uns konkretere Tipps: Sie müssen gut mit Wasser bedeckt sein, viel Salz dazu und ein Schuss Bier. Das ist noch kein Problem für uns.
Wasserrohrzange für Gaumenschmaus

Als wir dann auf dem Steg am Tisch sitzen, stellt sich die Frage, wie an das Krebsfleisch ranzukommen ist. Mein Skipper holt aus seinem Werkzeugrepertoire: eine Wasserrohrzange, eine Schere und eine dünne Ahle (die ich aber gegen den Stil vom Teelöffel tausche). Dazu kommt seine Muskelkraft. Wir knacken, prokeln und puhlen das Fleisch aus seiner Rüstung.
Schmeckt lecker, sieht aber elendig zerfleddert aus. Da kommt die Norwegerin (so um die 75 Jahre) vorbei, spricht zu Gerd: „Du bist ein starker Mann!“, nimmt ihm die Wasserrohrzange aus der Hand, legt sich die Krebsschere geschickt auf Hand und Unterarm, zwei bis drei gezielte Schläge, die Schale wird gespalten, lässt sich leicht öffnen und vor uns liegt das Krebsfleisch, unzerbröselt. Wieder was gelernt!
Kleine Sünden
Ein Grund für unsere entspannte Haltung in Aalbaek war auch die Wettervorhersage, in ein paar Tagen sollte Westwind kommen. Wir konnten auch zwei Schläge von je 40 sm machen: nach Hals, dann weiter nach Grenaa. Und hier hängen wir nun schon 4 Tage fest. Es weht, es stürmt, der Wind kommt aus Süden, immer wieder schüttet es wie aus Eimern. Mein Skipper tröstet sich mit dem täglichen Gang zur Hafenbäckerei und kauft dort „Sma synd“, kleine sündige Konditorenkunstwerke.
Niederdruckzüge
Wir lesen wie die Weltmeister. Da die gedruckten Bücher durchgelesen sind und wir nur einen Tolino an Bord haben, sind wir überglücklich, dass der Buchladen in Grenaa auch deutsche Literatur hat. Aber nicht nur Bücher werden von uns verschlungen, sondern zu unserer Erheiterung auch die Google-Übersetzung des dänischen Wetterberichts.
Da heisst es z.B.: „In den kommenden Tagen werden mehrere Niederdruckzüge von Schottland nach Osten durch Skandinavien fahren.“ Es wird aber auch ein "einheimischer Donner" angekündigt und dass die Küsten sich „zu starken Winden hinziehen“ oder ein „Unterdruck über die Ostsee steigt.“ Die neueste Prognose für Montag: „Zuerst gelegentlich Nebel, sonst keine Sonne und nur einheimische Schauer.“
Zum Glück ist morgen erst Samstag, die Starkwindphase ist vorerst zu Ende und wir hangeln uns weiter!

Share
