Anke von der Emaloca

Von der Flaschenpost zur Coronapostille

„Die wahren Abenteuer sind in deinem Kopf – und sind sie nicht in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo!“ (frei nach André Heller)


Eigentlich wären wir schon fast in St. Petersburg, doch dieses Jahr ist alles anders. Dänemark will uns als Nicht Schleswig-Holsteiner noch nicht, die Reisewarnung für Schweden bremst unbewusst auch noch ein wenig, Wind gibt es gar keinen oder zu viel aus Ost…



Im Bann von Fehmarn


So kommt es, dass wir nach dem Einkranen noch über eine Woche (immerhin mit zweimaligem Orts/Hafenwechsel) auf Fehmarn verbringen und ein regelrechtes Besuchsmarathon von Seglerfreunden in Gang setzen – inclusive Kaffee und Kuchen satt.


Fahrrad fahren statt segeln und dabei neue Seiten der Insel Fehmarn entdecken ist wirklich nicht die schlechteste Art mit Corona umzugehen. Vorbei geht es an Ackerrandblühstreifen mit orangestrahlenden Ringelblumen, leuchtend rotem Klatschmohn und wunderschönem Kornblumenblau. In den vielen Knicks wuchern cremefarbig blühende Holundersträucher die mit den in allen Rosatönen blühenden Heckenrosen um die Wette duften. Wir picknicken inmitten von Meereskohl.


Einmal ankern wir vor dem Leuchtturm Flügge und eröffnen die Badesaison. Wir messen hinterher 15 Grad Wassertemperatur, was unser knackig kaltes Gefühl auf der Haut auch schon signalisiert hatte.



Wir treffen Tom und Marie Claire aus Holland wieder, die wir vor zwei Jahren in den Häfen der baltischen Staaten kennengelernt haben. Eigentlich wären auch sie Richtung Petersburg und dem Saimaasee unterwegs.


Nun feiern wir unser Wiedersehen im Hafen von Burgtiefe auf Fehmarn: Mit fangfrischem Dorsch auf Kohlrabi-Möhrengemüse und selbstgemachter Bärlauchpesto, Kartoffel und Erdbeeren von Fehmarn – ergänzt mit gut gekühltem Weisswein. Ein lauer, windloser Sommerabend, die Freude des Wiedersehens, anregende Gespräche – bessere Zutaten um das Leben zu feiern gibt es doch nicht.


Auf nach Wismar


Aber inzwischen haben wir es ein Stückchen weitergeschafft und sind auf schnellem Halbwindkurs zur alten Hansestadt Wismar gesegelt. Zusammen mit Stralsund ist die Altstadt in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.



Ein bunt gemischtes Völkchen flaniert durch die Stadt, Cafes, verschiedene Geschäfte, Bänke laden ein zum Verweilen, die vielen alten Giebelhäuser und uralten Backsteinkirchen wollen zu Recht bewundert werden.


Coronaregeln im Föderalismus


In den Geschäften ist auch hier Maskenpflicht, aber während auf Fehmarn die Häfen und dazugehörigen Sanitäranlagen alle wieder geöffnet sind, ist im kommunalen Hafen jeder zweite Liegeplatz mit einem Flatterband abgesperrt und die Anlagen sind geschlossen.


Dafür erhält man den Hinweis, dass im privat betriebenen Westhafen die Sanitäranlagen geöffnet und benutzbar seien. Abstand beim Anleger, aber Enge beim Waschen? Logisch erscheint das nicht gerade. Ausserdem muss ein Zettel ausgefüllt und versichert werden, dass man in den letzten 2 Wochen weder mit einem infizierten Menschen in Kontakt war noch Erkältungssymptome hat.


P.S.:

Während ich bei heutigem Nieselwetter den Text schreibe, muss ich nebenbei immer mal wieder die an Bord unentbehrliche Dritte Hand geben, denn mein Skipper baut einen neuen Ansaugschlauch für die Bilgepumpe ein. Reparaturen an Bord sind, wie man sieht, auch meist immer mit einer sportlich-gymnastischen Übung verbunden.


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von Anke von der Emaloca 22. April 2025
Den nachfolgenden Text habe ich 2018 geschrieben – und ich finde ihn nach wie vor aktuell. Das deutsche historische Museum Berlin hatte zu einer Blogparade aufgerufen: „Europa und das Meer.“ Das Thema ist meinem Skipper und mir eine Herzensangelegenheit. Wir sind im Sommer immer drei bis vier Monaten mit dem Segelboot auf der Ostsee unterwegs. Der Text erzählt, wie wir uns als Europäer mit dem Meer verbunden fühlen, was wir vom Meer lernen und was wir verlieren können, wenn Europa nicht zusammenhält und seine Werte verrät.
von Anke von der Emaloca 14. September 2024
(12-24) Nun sind wir in unserem Heimathafen Orth auf Fehmarn angekommen. Erst vor zwei Wochen haben wir Kopenhagen verlassen und es ist doch schon so lange her.
von Anke von der Emaloca 30. August 2024
(11-24) Vor allem ich merkte, der Speicher ist voll. So viele Eindrücke, Erlebnisse, Kontakte … ich konnte eine Auszeit nach dem Motto „Urlaub von der Reise“ gebrauchen. Prompt verordnete der Wind uns eine Pause von über einer Woche! Und danach kam das Museum Lousiana bei Kopenhagen. Wow!