Anke von der Emaloca

Wismar, Warnemünde – auf nach Hiddensee

Segeln bedeutet für uns in der Regel langsames Reisen, aber diese Saison scheinen wir noch langsamer zu sein. Corona entschleunigt und wir kommen an Orte, an denen wir früher eher vorbeigesegelt sind. Dachten wir sonst zum Beispiel: „Warum Rügen oder Hiddensee, wir wollen doch in die baltischen Staaten!,“ fragen wir uns jetzt, warum sind wir hier eigentlich immer vorbeigesegelt, ist doch schön hier.


Ein Tag länger in Wismar


Nutzen wir also die Gelegenheit, uns von den berühmten aus Backstein errichteten Kirchen von Wismar beeindrucken zu lassen. Waren sie Symbole des Glaubens oder eher der Macht? Ein heimeliges Gefühl stellt sich in jedem Fall nicht ein. Wie anders wirkt die Altstadt, die zum Bummeln einlädt.



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Beeindruckend war allerdings die kleine Ausstellung über Rose Ausländer in der Nikolaikirche, ausgerichtet von der Friedensbibliothek/dem Antikriegsmuseum Berlin.


Am nächsten Tag geht es dann doch knapp 40 Seemeilen (80 km) nach Warnemünde, schönes Wetter und gute Winde wollen genutzt werden. An der Ausfahrt des Wismarer Hafenbereiches gucken uns Schwedenköpfe hinterher und ein Seeadler beäugt uns mit majestätischem Blick.


Corona und Gebrüll in Warnemünde


Der Hafen ist bei weitem nicht besetzt und wir nehmen gleich am Eingang des Hafens eine Box. Gegenüber am Steg liegt eine einsam verlassene Yacht mit dem Namen „Corona“. Wir halten uns gleich am nächsten Morgen lieber an den Namen des Segelbootes „Heaven can wait“ und machen uns auf nach Hiddensee.




Schon früh brüllen uns Seelöwen aus der Koje, die direkt vor uns in einem zum Meer hin offenen Becken beforscht werden. Revierkämpfe? Hunger? Der Schrei nach Freiheit? Wir wissen es nicht, auf jeden Fall kommen wir so schon um 7:45 Uhr los.


Wir segeln mit Halbwind und im Schnitt 6 Knoten entlang des Darß, Teil einer wunderschönen Halbinsel zwischen Ostsee und Bodden in Mecklenburg-Vorpommern. Am späten Mittag dreht der Wind, kommt achterlicher und scheint sich verabschieden zu wollen. Wir bergen das Groß und fahren unter ausgebaumter Genua weiter – und schon nimmt der Wind wieder zu.


Oh wie schön ist Hiddensee


Die Wellen haben den Richtungswechsel noch gar nicht mitbekommen und ein fürchterliches Geschaukel beginnt. Dafür erscheint langsam Hiddensee am Horizont. Schon von weitem kann man den Leuchtturm Dornbusch sehen. Keine Bettenburgen oder andere bauliche Ungetüme zerstören den erhabenen und zugleich lieblichen Eindruck der Insel. Um 18:30 Uhr machen wir die Leinen fest im kleinen Hafen Kloster. Da unser Boot nur 3,05 Meter breit ist, bekommen wir einen Logenplatz, den wir für 5 Nächte nicht wieder hergeben, so sehr hat uns die Insel in ihren Bann gezogen.



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Wir radeln zum Südstrand Gellen, baden in einer azurblauen Ostsee, wandern in Naturschutzgebieten, picknicken, träumen, trinken den Sundowner der Saison „Sanddorn Sprizz“ um dann selig an Bord zu schweben und zu kochen. Ein Muss ist natürlich auch eine Wanderung zum Leuchtturm Dornbusch, um die Sonne im Meer versinken zu sehen.


Ort der Inspiration


Hiddensee hat eine verzaubernde Atmosphäre, man fühlt sich um 100 Jahre zurückversetzt. Viele Reetdach gedeckte Häuser, keine Bausünden wie so oft an den Küsten, das Lauteste auf der Insel ist das Pferdegetrappel von Kutschen, die für Inselrundfahrten genutzt werden. Hier geht man ansonsten zu Fuß oder fährt Fahrrad, Asphalt gibt es hier nicht, nur gepflasterte oder geschotterte Wege.


Viele Künstler kamen schon Anfang des letzten Jahrhunderts auf die Insel. Gerhart Hauptmann, dessen Feriendomizil besichtigt werden kann, ist sogar hier begraben. Familie Freud, Familie Mann, Mascha Kaleko oder Asta Nielsen waren hier. Auf den Spuren von Kruso, einem Roman von von Lutz Seiler zur Wendezeit, gehen wir zur Gaststätte Klausner. In dem Roman findet dort eine Gruppe von Aussteigern zusammen, die mit dem System gebrochen hatte. Sie versuchten, der äußeren Unfreiheit eine innere Freiheit entgegenzusetzen.



„Hoch steht der Sanddorn am Strand von Hiddensee…“


Ich entdecke an einer Bude eine Werbefahne „Aquafilm“ und schon kommt mir ein Schlager von Nina Hagen in den Kopf (und geht nicht wieder heraus), mit dem sie 1973 noch in der DDR lebend einen Hit landete: „Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael, nun glaubt uns kein Mensch wie schön’s hier war, ha ha ha ha…Du hast den Farbfilm vergessen bei meiner Seel‘, Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr“.



Einige Jahre später hat sie dann in Westdeutschland gesungen „Ich glotz TV, alles so bunt hier – ich kann mich gar nicht entscheiden!“ Unser Tipp: einfach mal wieder nach Hiddensee fahren!


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von Anke von der Emaloca 22. April 2025
Den nachfolgenden Text habe ich 2018 geschrieben – und ich finde ihn nach wie vor aktuell. Das deutsche historische Museum Berlin hatte zu einer Blogparade aufgerufen: „Europa und das Meer.“ Das Thema ist meinem Skipper und mir eine Herzensangelegenheit. Wir sind im Sommer immer drei bis vier Monaten mit dem Segelboot auf der Ostsee unterwegs. Der Text erzählt, wie wir uns als Europäer mit dem Meer verbunden fühlen, was wir vom Meer lernen und was wir verlieren können, wenn Europa nicht zusammenhält und seine Werte verrät.
von Anke von der Emaloca 14. September 2024
(12-24) Nun sind wir in unserem Heimathafen Orth auf Fehmarn angekommen. Erst vor zwei Wochen haben wir Kopenhagen verlassen und es ist doch schon so lange her.
von Anke von der Emaloca 30. August 2024
(11-24) Vor allem ich merkte, der Speicher ist voll. So viele Eindrücke, Erlebnisse, Kontakte … ich konnte eine Auszeit nach dem Motto „Urlaub von der Reise“ gebrauchen. Prompt verordnete der Wind uns eine Pause von über einer Woche! Und danach kam das Museum Lousiana bei Kopenhagen. Wow!