Anke von der Emaloca

Von Risör bis Lindesnes - weiter oder nicht?

Der Schalter ist umgelegt, die Saison in Norwegen hat begonnen. Dennoch findet man – nur ein klein wenig abseits der gängigen Routen – auch an der Südküste Norwegens ruhige Ankerbuchten. Sie sind ideal um die Seele baumeln zu lassen oder auch mal einen Regentag abzuwettern.


Wobei Regen hatten wir in diesem Sommer bislang selten. Genauso selten war für uns segelbarer Wind. Wir motoren also viel oder lassen uns, sobald es geht, von der Genua durch die Idylle ziehen. Wie unser Großsegel aussieht, wissen wir schon gar nicht mehr. Ab und zu laufen wir ein kleines Städtchen an. Die Südküste Norwegens ruft in uns Erinnerungen an die Westküste Schwedens, die wir vor 2 Jahren besegelt haben, wach.


Zugeparkt in Lillesand


Nach 5 hafenlosen Ankerbuchten müssen wir dringend Lebensmittel und Wasser bunkern. Lillesand, eine weitere Stadt mit vielen weißen Holzhäusern liegt auf dem Weg. Es ist später Vormittag, überraschenderweise finden wir sofort einen Platz im Hafen, nicht ahnend, dass noch eine ganze Armarda von Motorbooten und Segelbooten den Hafen und uns „zuparken“ würden.



Nun ist unser Boot ein Langkieler und verfügt über kein Bugstrahlruder. Rückwärtsfahren bedeutet daher sich nach dem Willen des Bootes zu richten. Entsprechend kniffelig gestaltet sich unsere Ausfahrt am nächsten Morgen durch das vollgeparkte Hafenbecken.



Man hätte uns leicht für angetrunken oder unfähig halten können – aber die Norweger sind im Gegensatz zu uns alle Spätaufsteher. So können wir auch die Durchfahrt durch Blindleia genießen, ein enger, gewundener 6 sm langer Sund mit lauschigen Buchten und schönen Ferienhäusern. Für die Nacht findet sich ein traumhaft schöner Ruheplatz längsseits an einer Schäre.


Mandal, Umkehrpunkt?


Anderentags liegen wir im Hafen von Mandal, der südlichsten Stadt Norwegens. 6 Wochen lang gibt es hier jeden Mittwoch ein kostenloses Lifekonzert mitten in der Stadt. Lauthals und feuchtfröhlich feiern die Norweger ihre langersehnte Somartide, die Sommerzeit. Eine schöne Stimmung, aber Bierpreise von 10 Euro wirken auf uns ernüchternd. Hinzu kommt, dass wir letztendlich entscheiden müssen, ob dies unser Wendepunkt der Reise sein soll.


Denn die Windvorhersagen bereiten uns zunehmend Kopfschmerzen. Seit Wochen bläst der Wind stark aus Nordwest und das Seegebiet um Lindenes Fur ist berüchtigt. Der Meeresspiegel steigt dort schnell an, dazu kommen Strömungen. Bei starken Winden um West und Nordwest können sich gefährliche, unberechenbare Wellen aufbauen. Nun aber ist für 2 Tage Flaute angesagt.


Schwedische Bootsnachbarn die noch über Schottland ins Mittelmeer wollen, entscheiden sich, das Zeitfenster zu nutzen. Sie werden 24 Stunden nach Stavanger (125 sm entfernt) durchmotoren. Das ist für uns undenkbar. Hinzu kommt, dass nach der Flaute wieder heftige norwestliche Winde angesagt sind.


Lillehamn, Umkehrpunkt vom Umkehrpunkt!


Wir wollen Lindenes Fur zumindest von Land aus erkunden. Ausgangspunkt ist Lillehamn, eine kleine Ansiedlung von Ferienhäusern mit einer Gästebrücke. Nach 4 km Fußweg stehen wir auf der Leuchtturmklippe und blicken auf das endlose, spiegelglatte Meer. Dabei haben wir gerade auf einer Schautafel gelesen, dass hier die Wellen bis 25 Meter hochschlagen können. Wehmut breitet sich aus, wollen wir wirklich nicht weiter? Jetzt sind wir doch schon so weit gekommen!


Am nächsten Morgen, Freitag d. 12. Juli beim Frühstück checkt der Skipper wie üblich die Windvorhersage. „Ich glaube, da geht was ab Mitte nächster Woche ist voraussichtlich segelbarer Wind Richtung Norden. Wollen wir nicht doch…“ Es ist keine weitere Diskussion nötig! Sofort beenden wir das Frühstück, umrunden Lindenes Fur und sind in einer anderen Welt gelandet: Fjord Norwegen. Wow! Doch davon das nächste Mal mehr.


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