Anke von der Emaloca

Abschied von den Turkuschären – Estland wir kommen

(13-2018) In diesem Blog schwelgen wir noch ein wenig in unserer Turkuschären-Euphorie, veröffentlichen unsere Feldforschungsergebnisse zum Thema „Finnen und Sauna“, baden wie in Samt und Seide und trauen unseren Augen nicht richtig.

Eigentlich wollten wir, nachdem Jochen und Peter von Bord gegangen sind, baldmöglichst nach Estland weitersegeln. Aber die Turkuschären haben uns nicht losgelassen und der Wind hatte ein Einsehen und sagte: „Na gut, dann bringe ich euch erst in einer Woche mit meinem Western auf eine Insel nach Estland.“ Wir waren dankbar, nicht nur weil wir unsere Feldforschung zur Frage „Warum gehen Finnen auch bei 30 Grad Sommerhitze in die Sauna“ weiter betreiben konnten.

Unsere Erkenntnisse

Wir befragten mehrere Finnen und Finninnen. Leider erhielten wir auf die doch klar formulierte Frage nicht so klare Antworten.


Hier sind sie:

„Wenn es im Sommer 30 Grad ist, dann schwitzt man doch und klebt. Dann geht man in die Sauna und schwitzt richtig, danach ist man schön sauber.“ Auf unser zögerliches „Ach, so!“ wurde hinterher geschoben. „Wenn es im Sommer 25 Grad ist, dann sagt der Finne, 'es ist viel zu heiss'. Wenn die Sauna 80 Grad hat, sagt der Finne, 'es ist viel zu kalt.'“ Diese Erklärung bekamen wir mehrfach zu hören.


Eine Seglerin sagte schlicht aber sehr enthusiastisch: „Weil es so schön ist. Ich gehe gern in die Sauna und schwimme ja auch gern im Winter im Eiswasser.“ Ihr Ehemann hob während ihrer Schwärmerei schüchtern den Zeigefinger und flüsterte fast: „Me not!“ Er würde weder bei der Hitze in die Sauna gehen, noch im Winter im Eis schwimmen. Wir lächelten ihn verständnisvoll an. Woraufhin seine Frau mit den Achseln zuckte und betonte, ihr Mann sei da eben eine Ausnahme.

Ein finnischer Segler antwortete prompt: „Because it is possible.“ Dann erzählte er uns, er habe eine „Tent-Sauna“ dabei und wir seien herzlich eingeladen. Tent-Sauna? Wir lächelten höflich und waren sicher, mit unserem mäßigen Englisch etwas nicht richtig verstanden zu haben. Doch als wir abends vom Sonnenuntergangskino zurück zu unserem Boot kamen, staunten wir nicht schlecht. Auf der Schäre war tatsächlich ein kleines grünes Zelt zu sehen, aus dem es herausqualmte. Ein Paar verließ gerade das Etablissement.

Und schon kam der Ruf „Hey german boat people, the tent-sauna has openend.“ Wir gingen lieber lachend weiter, da schien uns doch schon etwas zu viel Dosenbier im Spiel zu sein. Aber am nächsten Morgen um kurz vor Sieben Uhr, als alle Finnen, wohl nicht nur vom Saunabesuch ermattet, noch schliefen, schlichen wir uns mit der Kamera zur Tent-Sauna. Von Nahem betrachtet gleicht das Prinzip einer indianischen Schwitzhütte, nur eben aus Plastik.

Baden in Samt und Seide

Nach unserem Fotoshooting gingen wir in dem Süßwassersee baden, den wir so früh am Morgen ebenfalls für uns allein hatten. Auf der Schäre Björkö, die ebenfalls zum Nationalpark „Schärenmeer“ gehört gibt es diesen herrlichen See, dessen Wasserspiegel höher gelegen ist als die Ostsee und dessen tiefte Stelle 18 Meter beträgt. 15 Jahre dauert es, bis sich das Wasser erneuert hat und es ist unglaublich weich – ein Gefühl, als ob man von Seide umspült würde. Man macht auf Björkö zwar auch an einem Stein fest, aber so viel Schönheit gibt es nicht allein, wir lagen mit rund 20 Booten zusammen.


Was schwimmt denn da?

Für den nächsten Tag suchten wir uns deshalb noch einmal eine Schäre nur für uns – wie wir dachten. Abends, wir sitzen entspannt bei einem Glas Wein im Cockpit, die Sonne ist vor einiger Zeit untergegangen und gestehen uns, wie schwer uns der Abschied vom Turko-Schärenmeer fällt, als Gerd plötzlich sagt: „Was kommt da denn, das ist ja ganz verdreht?!“ Wirklich, es sieht aus wie ein großer Wasservogel, der seine Flügel extrem nach hinten verbogen hat. „Das ist was Ferngesteuertes“ bin ich überzeugt, weil auch noch Etwas hin und herwackelt.


Das Fernglas belehrt mich eines Besseren: Es ist ein Elch, der von unserer Schäre zur Gegenüberliegenden schwimmt. Die verdrehten Flügel sind seine Schaufeln, das Gewackele sind seine großen Ohren. Wir können es gar nicht glauben. Als wir uns später mit Hilfe von Google elchkundig machen, erfahren wir, dass es in Finnland über 100.000 Elche gibt (bei unter 6 Mio Einwohnern) und jedes Jahr bis zu 50.000 geschossen werden. Autounfälle mit Elchen gibt es 1.500 im Jahr. Okay, wir werden unsere Faszination, einen schwimmenden Elch gesehen zu haben, keinem Finnen mitteilen. Wahrscheinlich kann er diese genauso wenig verstehen, wie wir seine Saunaleidenschaft im Sommer.


Kein Aufschub mehr – es geht nach Estland

Ein kleiner, ruhigen 'Hafen' ist unser Absprungsort nach Estland. Wir liegen hier zusammen mit 10 anderen Booten und sind wieder die einzigen Deutschen, nicht einmal mehr Schweden haben wir in der letzten Zeit getroffen. Morgens um 5:00 Uhr heisst es Leinen los, den Wunsch in uns, noch einmal wieder zu kommen. Warum wir erst um 21:00 in Haapsalu (was für ein Name) Leinen fest machten, erzählen wir das nächste Mal.


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