Anke von der Emaloca

Bis in den Schärengarten von Söderhamn – schön ist die Norrlandskust

(5-23) Langsam aber stetig sind wir schon weit nach Norden gesegelt: von Dalarö bis nach Sundsvall. Wir treffen Tom und Marie Claire wieder und müssen leider Abschied nehmen, hoffentlich nur vorläufig. Die Zeit fließt dahin, einzige Aufregung ist eine Schlangengrube an einem Steg.



Im Stockholmer Schärengarten hat man Geld

Dalarö im Stockholmer Schärengarten gelegen ist ein Beispiel für Zuviel. Hier hat so mancher mehr als eine Million übrig, um sich eine edle (Ferienhaus)Villa bauen zu lassen. Meistens sind sie auch schön anzusehen. Neidisch sind wir nicht. Wir würden immer eine kleine Hütte am Wasser vorziehen.

Je weiter wir nach Norden kommen, desto geringer wird die Ferienhausdichte, die Häuser bekommen „Normalformat“. Auch die Schären verändern sich, sind bewaldet und erinnern eher an kleine Inseln, denn an eine Schäre.



Ein paar Meilen weiter verändert sich das Bild noch einmal, viele flache Schären ohne größere Vegetation, dazwischen ragen überall Steine aus dem Wasser. Größere Schären und die Küstenregionen sind mit Kiefern- und Fichtenwäldern bewachsen.

So leicht kann Segeln sein


Der Wind kommt von hinten. So können wir von Gräddö kommend, erst eine Stunde unter Gennaker segeln. Dann brist der Wind auf, die Wellen werden höher und wir wechseln zu unserer großen Genua.

Als wir wieder ins Binnenfahrwasser einbiegen steigt der Meeresspiegel von 70 Meter auf 20 Meter an. Auf mächtigen Wellen surfen wir ins ruhigere Fahrwasser.

Wieder können wir unseren schönen Bunten setzen. Unsere holländischen Freunde melden, dass sie die schwedische Wirtschaft stützen wollen und in den sündhaft teuren Hafen (40 Euro) Öregrund eingelaufen sind.

Es ist 18:00 Uhr, dunkel wird es hier sowieso nicht mehr, der Wind von Land kommend ist warm, die Welle ist weg … wir segeln weiter in den hellen Abend.


Das Abendbrot ist kalt aber köstlich, Vollkornbrot mit Kapern-Tomaten-Aufstriche, darüber eine gebratene Scheibe Zucchini. Fehlt nur ein Glas Rosé, aber beim Segeln gilt für uns: Null Promille.


Immer weiter gen Norden



Um halb 10 abends machen wir im sehr kleinen Hafen Ängskärsklubb fest.

Wir sind heute 62 sm nach Norden gesegelt. Beim morgendlichen Bad ein kleiner Schock: 12 Grad Wassertemperatur. Inzwischen scheint sich die Temperatur auf 15 Grad eingependelt zu haben.

Das Wetter ist stabil, wir können bislang jedes Mal ‚Sahnesegeln‘. Wie oft haben wir letztes Jahr gegen Wind, Wellen, Wetter gekämpft - so viel, dass wir unser Ziel Fjord-Norwegen in Thyborön aufgeben und spontan den Götakanal durchfahren haben.

Abschied nehmen von unseren Holländern - hoffentlich nur  vorläufig


Tom und Marie Claire haben dieses Jahr weniger Glück. Erst der Fahrradsturz von Tom und jetzt hatte sich in einem Hafen bei starkem Seitenwind eine Mooringleine um den Propeller gewickelt und die Welle verzogen. Animato muss aus dem Wasser. Sie müssen nach Södertalje segeln (südlich von Stockholm), damit die Welle getauscht werden kann. Höga Kusten ist damit gestrichen. Wenn alles klappt, können wir uns auf dem Rückweg wieder treffen. Traurig verabschieden wir uns im fast familiären Vereinshafen Segelvig.

Es gibt so viele schöne Stege, kleine Häfen und Bojen vom schwedischen Kryssarklubben im Skärgard von Söderhamn. Wir verlassen einen schönen Ort, lassen den Wind (manchmal muss auch der Motor ran) bestimmen, wohin wir gelangen und wissen: der nächste Ort wird auch seinen eigenen Zauber entfalten. Das Leben kann so schön sein!


Schlangengrube am Steg


Dort, wo der Steg an dem wir auf Agön/Storhamn festgemacht haben, an Land geht, wimmelt es rechts und links nur so von Schlangen. Ich übertreibe nicht, aber ca. 15 Ringelnattern schlängeln sich bestimmt auf den Steinen und durch das Gras.

Scheu sind sie auch nicht, man muss schon kräftig trampeln, damit sie sich wenigstens kurz mal verkriechen. Aber wir lesen später, ihr Biss ist zwar sehr schmerzhaft aber nicht giftig. Tröstlich!

Wir gehen dennoch für einen Spaziergang durch den Wald an Land, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Zu sehr aufstampfen geht nicht, denn auf dem Waldweg hocken überall Kröten, die nicht gerade agil sind. Wer will schon eine Kröte zertreten.

Zu langsam gehen ist auch nicht angesagt, denn dass nutzen wiederum die Mücken gnadenlos aus. Ohne auf eine Kröte zu treten, ohne selbst von einer Schlange gebissen (im Wald waren sie nicht sichtbar) oder von Mücken zerstochen zu werden, kommen wir zu dem alten Fischerdorf.



Die Hütten werden heute als Ferienhaus genutzt. Solche umgewandelten kleinen Siedlungen sind häufiger entlang der Küste zu finden.

Horizontjäger


Mitten im Schlangenparadies zelten zwei Kanuten. Das junge Schweizer Paar ist schon über Flüsse, Seen und Kanäle von der Schweiz hierher gepaddelt und will noch bis zum Nordkap - das letzte Stück aber mit Schlitten. Da sind ein paar Schlangen doch nicht der Rede wert. Auf französisch kann man ihre Abenteuer verfolgen. www.chasseursdhorizont.com

Bilder sagen mehr als 1000 Worte


Wir entschleunigen immer mehr, sitzen manchmal nur da und beobachten die Wellen, die Vögel, die Natur. Ist es das Alter oder hat eine totale Tiefenentspannung eingesetzt? Uns egal! Guckt euch die Bilder an, vielleicht versteht ihr dann etwas von unserer Stimmung.

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