Anke von der Emaloca

Der Vänern-See, das Herz Schwedens

(8 – 2022) Jetzt sind wir schon ein paar Tage auf dem Vänern, aber wie soll man den See beschreiben. Was macht ihn so faszinierend? Es ist nicht allein seine Größe, die ihn manchmal eher wie ein Meer erscheinen lässt. Ich fange mal mit ein paar beeindruckenden Zahlen an.

Fakten, Fakten, Fakten


Der Vänern ist der drittgrößte See Europas, ungefähr zehnmal so groß wie der Bodensee und liegt 44 Meter über dem Meer. Er ist ein See mit 22800 kleinen Inseln und Schären und rund 2000 km Uferlänge. Zudem ist er Trinkwasserreservoir für 700.000 Menschen…



Schon die Auswahl an Fakten ist beeindruckend, doch reicht sie nicht, um zu fassen, was seine Faszination ausmacht. Vielleicht hilft die Sage weiter.

Ein Riese war es!


Ein Riese wollte Bauer werden und fing an zu pflügen. Aber seine Furchen misslangen fürchterlich. Vor Wut riss er sie heraus und schleuderte sie weit weg in die Ostsee. So entstand der Vänern und sein kleinerer Nachbar, der Vättern-See.

Keine schlechte Vorstellung, aber immer noch nicht genug. Ich versuche zu beschreiben, wie wir ihn erlebt haben - und wir haben nur einen Bruchteil gesehen.

Tiefenentspannung


Nach Vänersborg - eine Stadt, die man nicht unbedingt gesehen haben muss – segelten wir zum kleinen Hafen Dalbergsa, ein einfacher Steg für ca. 15 Boote (dann aber auch schon im Päckchen) in einer Flussmündung.

Dahinter auf einer Wiese ein Campingplatz mit ein paar Wohnwagen. Was für eine friedliche Stimmung! Niemand, der Hektik verbreitet, kein Verkehr zu hören, nur rauschende Bäume und Vogelgezwitscher. Abends wehte vom Zeltplatz Akkordeonmusik herüber, begleitet von einer Bassgitarre.

„Fucking Amal“


Eigentlich wollten wir uns noch weiter im Norden die Stadt Amal ansehen. Gerd fand dann im Internet, dass die Stadt durch den Film „Fucking Amal“ Bekanntheit erlangt hat. Dieser erzählt, wie Jugendliche dem langweiligen Kaff entkommen wollen.


Da wir per Fahrrad schon Mellerud angeguckt hatten und der Meinung waren, auch dieser Ort würde sich für so eine Geschichte eignen, segelten wir lieber in den kleinen Hafen Ekenäs, um am nächsten Morgen im wunderschönen Schärenarchipel Lurön zu ankern.

Zwei Seiten der Natur


Wenn man einfach still und entspannt vor Anker hängt und die Umgebung betrachtet, kann man viel sehen. Am Abend z.B. landete ein majestätischer Fischadler, erkennbar am weißen Kopf, in einem Baumwipfel.



Der Gedanke, wie friedlich doch die Natur ist, kehrte sich, trotz idyllischer Abendstimmung, aber schnell ins Gegenteil. Wie ein Pfeil schoss er plötzlich hinab aufs Wasser in eine Entenfamilie hinein und flog von dannen. Die Enten stoben auseinander. Alles ging so schnell, dass wir nicht erkennen konnten, ob er ein Küken in seinen Fängen hatte.

Eigentlich hätten wir friedlich schlafen können - unglaublich, dass 3 Mücken in der Lage sind, genau das zu verhindern.


Am nächsten Morgen schwamm eine Ringelnatter elegant an unserem Boot vorbei.


Genuss pur


Wir folgten einer Empfehlung, unbedingt am Lurönbryggen Fisch essen zu gehen und wurden nicht enttäuscht (und wir sind da immer sehr kritisch). Köstlicher Zander und Barsch in Butter gebraten mit Pellkartoffeln und einer Pfifferlingssoße. Wenige, aber exzellente Zutaten ohne Schnickschnack! Dazu wieder so ein Ort mit zutiefst friedlicher Ausstrahlung!

Abschied vom Vänern


Den Starkwind wetterten wir in einem „Hurricaneloch“ im Schärenarchipel Djurö ab. Draussen kachelte es mit 25 Knoten ordentlich aber wir lagen an einer Mooringboje sicher und ruhig wie in Abrahams Schoß. Ganz anders im Hafen von Sjörtorp, zu dem wir am nächsten Morgen nur mit zweifach gerefften Genua segelten. Hier im Hafen rüttelte der Wind uns kräftig durch.


Wir liegen nun am Eingang zum Göta-Kanal und sind sicher, dass der Vänern noch viel mehr zu bieten hat, als wir in der einen Woche gesehen haben.

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