Anke von der Emaloca

Mit Emaloca 44 Meter über dem Meer

(7 – 2022) Nun sind wir im Vänern angekommen, dem drittgrößten See Europas. Mit nur 6 Schleusen haben wir 44 Höhenmeter überwunden. Wir sind auf unserer Reise durch den Trollhätte-Kanal Cargoschiffen sehr nahegekommen, haben erlebt, wie ein Fahrgastschiff eine Klappbrücke gerammt hat und uns von der Schleusentechnik faszinieren lassen. Doch fangen wir in Göteborg an.

Der Fluß Göta Alv fließt direkt durch Göteborg und ist teilweise als Trollhätte-Kanal ausgebaut. Über diesen Kanal kommt man in den Vänern, in den Göta-Kanal, in den See Vättern und wieder in den Götakanal. Also genießen wir die Stadtansicht von Göteborg vom Wasser aus. Erste Brücken sind zu passieren.

Nach einiger Zeit kommt manchmal das Gefühl auf, mehr auf einem Fluss als durch einen Kanal zu fahren, dicht bewachsene Ufer. Doch dann erscheinen wieder Gewerbe- und Industriegebäude, auch die parallel zum Wasser führende Straße ist nicht zu überhören.

Hieran merkt man, dass Göteborg die zweitgrößte Stadt Schwedens ist. Aber irgendwann wird die Landschaft malerischer, der Fluß schmaler und mäandert mehr. Dennoch fahren hier auch Cargoschiffe.

Zwei Boote ist ein Boot zu viel


Wir machen an einem Steg in Kungälv fest, über uns thronen die Ruinen einer riesigen Festung. Hier teilt sich die Göta Alv und wir blicken auf eine Klappbrücke - für uns nicht relevant - aber kurze Zeit später erleben wir dort hautnah eine Havarie.

Die Brücke geht auf, ein Fahrgastschiff fährt an unserem Steg vorbei. Viele Gäste speisen, andere sind auf dem ersten Deck und genießen die Aussicht. Von der anderen Seite der Brücke, stromaufwärts, kommt ein größeres Motorboot und macht Anstalten die Brücke zu passieren. Das Fahrgastschiff hängt auf der einen Seite fest …

Wenn Metall auf Beton trifft …


Zwei Boote passen nicht gleichzeitig hindurch, das Fahrgastschiff stoppt und versucht rückwärts zu fahren. Doch der Strom treibt das Schiff in Richtung Brückenpfeiler. Wir halten den Atem an. Hat so ein Fahrgastschiff keine stärkeren Motoren? Offensichtlich nicht, die Strömung ist stärker! Während das private Motorboot lässig die Brücke passiert und ungerührt weiterfährt, hören wir es ächzen, kreischen und knirschen – das Fahrgastschiff hängt am Brückenpfeiler.


Nichts geht mehr


Die Brücke ist aufgeklappt. Kommt jetzt ein Schlepper, die Polizei? Mein Skipper hat kurz vorher dreimal mit dem Klapprad die Brücke passiert, um an einer Tankstelle unseren Dieselkanister zu füllen. Gut, dass er wieder da ist.



Das Fahrgastschiff versucht, sich von der Brücke freizumachen. Doch die Strömung lässt dies nicht so richtig zu. Es landet auf der anderen Seite der Brücke und ist nun dort eingeklemmt. Die Fahrgäste haben (oder mussten) nun doch das obere Deck verlassen.

Nach mehreren vergeblichen, knirschenden Versuchen, schafft es die Steuerfrau des Schiffes den Brückenpfeiler zu nutzen, um den Bug wieder durch die Strömung von der Brücke wegzudrehen. Das Schiff fährt wieder zurück an uns vorbei. Die Brücke klappt zu.


Nur nicht aufgeben


Während wir noch diskutieren, ob es ein Fahrfehler war, ob der Brückenwärter ein falsches Signal gegeben hat oder das Motorboot gar nicht als erster hätte fahren dürfen, geht die Brücke wieder auf.


Uns steht der Mund offen. Das Fahrgastschiff kommt wieder an uns vorbei. Es stehen auch wieder Passagiere mit gezückten Handys auf dem Oberdeck. Das Schiff gibt Gas und fährt souverän durch die Brückenöffnung. Wir hören ein lautes Johlen und Geklatsche der Passagiere. Wow!

Anke und Gerd allein in der Schleuse


Mit Respekt gehen wir unsere erste Schleusung an. Wir sind das einzige Boot. Schleusenwärter gibt es hier nicht, alles wird elektronisch von einer Zentrale aus gesteuert, Überwachung erfolgt durch Videokameras. Da hängen wir nun mit Bootshaken und Leine unten an der 6,5 Meter hohen glitschigen Schleusenwand.

Zu den 30 Grad Lufttemperatur, die mich schwitzen lassen, kommt bei mir noch einmal der Stressschweiß hinzu. Das Schleusentor schließt sich. Gefühlt dauert es endlos, bis wir langsam nach oben schweben. Aber alles geht gut.


Die Schleusentreppe bei Trollhättan


Dann machen wir doch gleich auch noch die Schleusentreppe bei Trollhättan. Durch 4 Schleusen wird man je 8 Meter, insgesamt 32 Meter, nach oben befördert. Wieder sind wir das einzige Boot. Man fährt von einer Schleuse direkt in die nächste. Von Stufe zu Stufe werden wir lockerer, obwohl wir stur an der nicht so komfortablen Seite festhalten.

Natur und Technik


Staunend beobachten wir am nächsten Tag die Schleusenvorgänge von Land aus.

Auch die alten Schleusenkammern von 1800 und 1844 sind noch zu besichtigen und ganz in der Nähe gibt es ein Wasserkraftwerk von Vattenfall

Dann gibt es ein paar Seemeilen weiter noch eine letzte Schleuse (nur knapp 5 Meter) und wir sind 44 Meter über dem Meer, im Vänern, dem drittgrößten See Europas – und da darf Emaloca wieder ein Segelboot werden.

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(3 + 4 - 25) „Gerd, guck mal. Ist das da eine Plattform oder ein Boot? Fährt das Ding?“ Wir gucken abwechselnd durch das Fernglas. „Das ist ein U-Boot!“ Einige Zeit später: „Es kommt auf uns zu und wird unseren Kurs kreuzen!“ Wir sind leicht angespannt.
von Anke von der Emaloca 28. Mai 2025
(2-25) ‚Dadumm, dadumm‘! Irritiert schauen wir uns an. „Hier ist kein Schießgebiet! Hier ist kein Schießgebiet!“ wiederholt Gerd leicht irritiert. „Das Boot hat vibriert!“ springe ich auf und sehe in unserem Kielwasser ein dickes, dunkles Holzbrett mit rotem Rand in den Wellen tanzen. „Container werden hier ja wohl nicht herumschwimmen …“
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