Anke von der Emaloca

Vom Limfjord über Laesoe in die Göteburger Schären

(6 – 2022) Leicht haben wir es uns nicht gemacht, Norwegen zu streichen und stattdessen den Götakanal anzupeilen. In Windeseile ging es zurück durch den Limfjord, Segeln im Sonnenschein, dann sehr gemischte Erlebnisse auf der Insel Laesoe aber schließlich ein Happy End im Schärenhimmel vor Göteborg.

 Als unser neuer Törnplan endlich ausdiskutiert war, bekamen wir einen richtigen Motivationsschub. Und dann war es auch noch in Hals, dem Tor zur Ostsee am anderen Ende des Limfjordes, warm. Wir konnten es gar nicht richtig fassen! Konnte man wirklich kurze Hose und T-Shirt anziehen?!

Die knapp 40 sm bis nach Laesoe, einer Insel im Kattegat, genossen wir bei Sonnenschein und über 6 Knoten (ca 12 km/h).

Der nächste Tag brachte Flaute. Wir verließen den Hafen Vesterö mit einer Tüte Jomfruhummaren (auch Kaisergranat genannt) an Bord, um endlich mal wieder vor Anker ein edles Mahl zu genießen. Die Jomfruhummaren werden vor allem um Laesoe gefangen, früher als ungeliebter Beifang. Heute werden sie zu Recht als Spezialität und Delikatesse gehandelt.

Der Hafen wird voll


Am Tag darauf gibt es immer noch keinen Wind zum Segeln, aber Regen. Anker auf! Im Hafen Oesterby gibt es gerade noch einen Platz längsseits des Steges. Wir machen fest, nicht damit rechnend, dass noch mehr Boote kommen würden. Doch nach einem Strandspaziergang hat ein deutsches Segelboot an Emaloca festgemacht. Auch andere Boote sind zu Päckchen geworden.


Eigentlich wollten wir uns am nächsten Morgen auf nach Göteborg, machen – nach 3 Wetterberichten wäre sogar am Ende etwas zu wenig Wind gewesen und wir hätten ein Stück motoren müssen. Unser Päckchenboot legte sich auf einen frei gewordenen Platz auf die andere Stegseite, um uns für den nächsten Morgen freie Fahrt zu lassen.

Im Gegensatz zu den anderen Wetterberichten kündigte der schwedische Starkwind und Regen an – und er hatte leider recht. Wir blieben den nächsten Tag im Hafen.


Dankbare Schweden


Ein schwedisches Motorboot von unserer Länge, hatte sich offensichtlich auf die „Schönwetterberichte“ verlassen und lief mittags ein. Wir halfen ihnen, bei uns längsseits anzulegen. Glücklich darüber, einen Platz gefunden zu haben, strahlten die beiden Frauen an Bord uns dankbar an.


Die Männer schüttelten uns noch beim Anlegen die Hand und stellten sich mit Lars und Mikel vor. Diese ungewöhnliche Geste konnte nur eines bedeuten: die See da draussen musste das Motorboot und seine Crew ziemlich durchgerüttelt haben. Weiteres Indiz: ein Läufer aus dem Salon wurde sofort nach draussen befördert - seekrank?


Der Hafen wird voller


Immer mehr Yachten aus Schweden kamen in den Hafen, keine davon unter 40 Fuss, aber auch nur mit 2 Personen an Bord (deren Hunde nicht mitgerechnet). Das Boot von Lars ist wie Emaloca 30 Fuss lang (rund 10 Meter).


Die Begehrlichkeiten, trotz der unterschiedlichen Größe auch noch dort festzumachen, wuchsen. Lars erklärte seinen Landsleuten immer wieder freundlich, dass der Wind noch zulegen und unser kleines Boot noch mehr an den Steg drücken würde, sie sollten doch lieber an ein Päckchen auf der Leeseite (windabgewandte Seite) des Steges gehen. Sie taten es, wenn auch stöhnend.


Nur der Skipper eines deutschen Bootes fauchte uns an. Wir geben zu, der Platz an dem wir lagen, wäre für seine Riesenyacht genau richtig gewesen, aber was wäre dann aus uns und Lars geworden?! Luvseite, Druck, Windzunahme … ließ der Skipper alles nicht gelten, verholte sich dann aber doch auf die Leeseite. Ich, leider gar nicht altersweise aber schon ziemlich gestresst, patzte noch hinterher: „Wenn Sie zu zweit so ein Riesenboot brauchen, können wir doch nichts dafür!“

Bloß weg, aber wie?


Der Wind nahm weiter zu, der Regen auch! Wir blieben bis Mitternacht auf. Nachts kontrollierte Gerd noch mehrfach, ob Fender und Fenderbrett noch richtig lagen. Ich horchte auf jedes Geräusch. Aber irgendwann ging auch diese Nacht vorbei und morgens ließ der Wind langsam nach. Wir wollten weg, auf nach Göteborg – nur wie? Vor uns und hinter uns lagen je 3 Boote im Päckchen, wir dazwischen, wie in einer Zahnlücke.

Hafenkino


Die anderen Boote hatten natürlich mitbekommen, dass wir uns fertigmachten und äugten neugierig zu uns rüber: „Wie wollen die aus dieser Lücke rauskommen?“ Ja, der Wind drückte uns immer noch gut gegen den Steg und ja, wir haben immer noch einen Langkieler und kein Bugstrahlruder – aber wir hatten Lars, den dankbaren Schweden! Den hatten die Spanner nicht auf dem Plan. Lars musste sein Boot eh wegfahren, nahm dann unsere Vorleine an und zog unseren Bug mit geballter Motorkraft aus der Lücke und – zack – waren wir frei.

Im Schärenhimmel


Im Vorhafen das Groß gesetzt und auf ging es nach Göteborg. Als wir nachmittags die Schären der Stadt erreicht hatten, war das Wetter viel zu schön für einen Hafen.

Der Wind hatte nachgelassen, eine Mooringboje war frei und wir verbrachten eine wunderbare Nacht im Schärenhimmel. Alles wieder im Lot!

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