Die Ålandinseln – unser Wendepunkt?
(10-2018) Diese Mal berichten wir vom Warten auf Hans, Denn an ihm entscheidet sich, ob wir unseren Törn von den Ålandinseln wie geplant über die baltischen Staaten zurück nach Fehmarn fortführen können oder ob wir wieder über Schweden zurücksegeln.

Nordwind, Nordwind, Nordwind! So hangelten wir uns von Stockholm langsam unter Motor zu den Außenschären, für eine gute Ausgangsposition zu den finnischen Ålandinseln. Dann genossen wir aber einen wunderschöner Segeltag, meistens ein Amwindkurs, der uns mit gereffter Genua und durchschnittlich 6 Knoten nach Mariehamn brachte. Mit 11.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt der Ålandinseln mit insgesamt rund 30.000 Einwohnern. Trotz Hauptsaison – überfüllt ist hier nichts.

Die Rollreffanlage, die nicht mehr rollt
Zwei Nächte wollten wir im Hafen bleiben und uns Mariehamn, eine in den 20er Jahren von einem Architekten geplante Stadt angucken. Doch letztlich wurden daraus unfreiwillig 5 Nächte. Warum? In Mariehamn kamen wir auf die Idee, die Genua einmal gegen unsere Arbeitsfock auszutauschen. Letztere fahren wir nämlich schon seit 3 Jahren in der Achterkajüte spazieren. Doch unsere Rollreffanlage, eine alte Furlex für die es keine Ersatzteile mehr gibt, funktionierte nicht mehr. Gemerkt hatten wir schon vorher, dass sie sich manchmal schwertat, aber Totalausfall?!!

Also wurde das Kugellager gefettet, umsonst. Mein Skipper rollte die Genua mit der Hand auf, wir legten das Segel zusammen, zogen die Arbeitsfock auf in der naiven Hoffnung: „Die ist kleiner, vielleicht funktioniert die Furlex dann noch.“ Tat sie nicht.
Im Sommer ist es im Norden lange hell - Zeit zum Basteln
Da kam mein Skipper auf die Idee – es war schon abends halb Elf finnischer Zeit – das Kugellager aufzuschrauben. Ich kniete auf dem Bugspriet, formte in demütiger Haltung meine Hände zu einer Schale und hielt diese unter das Kugellager, denn selbiges hat 27 (!) Kugeln und keine davon darf ins Wasser fallen. Aber alles war in Ordnung, die Kugeln badeten förmlich in Fett, im Gegensatz zu meinen Knien, die knirschten durch die lang andauernde devote Gebetshaltung. Die Rollreffanlage ließ sich nicht rollen.

Mein Skipper bestand darauf, noch einmal die Genua hochzuziehen. „Mit der ging es doch wenigstens etwas...“ Erst Nachts um halb 12 schaffte ich es ihn, schwer angeschlagen, in die Koje zu buxieren.
Am nächsten Morgen bekamen wir im Hafenbüro die Auskunft, dass der Mann, den sie in solchen Fällen rufen, in Urlaub sei. Dann erhielten wir aber die Telefonnummer der Werft von Hans und Johanna Johannson, die beide auch prompt an unseren Steg kamen.
Hans – unser Hans im Glück?

Hans sagt kaum was, guckt die Furlex rauf und runter, rüttelt ein bisschen an der Rollreffanlage und meint auch, dass die Lager zu viel Spiel hätten und dass da nichts mehr zu machen sei. Johanna dagegen strahlt und erzählt uns dafür umso mehr. Hans kenne jeden Bootstyp, er sei mit Booten aufgewachsen und sie hätten in der dritten Generation eine Werft. Sie bauten Finn Flyer. Sie würden uns sicher helfen können. Hier wäre es doch schön, Mariehamn eine kleine Stadt mit entspannten Menschen. Wir sollten doch einfach das Hier und Jetzt genießen.

Leichter gesagt als getan. Erst als Hans sagte, er habe in der Werft noch irgendwo ein gebrauchtes, passendes Topwirbellager für uns, müsste es aber suchen und würde sich melden, wurden wir wieder optimistischer. Denn uns war klar, ohne Rollreffanlage und das Vorsegel immer per Hand einfädeln und hochziehen würden wir nicht über die baltischen Staaten sondern wieder über Schweden zurücksegeln. Hier gibt es einfach mehr Möglichkeiten, sich bei Schietwetter zu verstecken.
Nun begann das Warten. „Ist das Handy aufgeladen? Hörst du es auch? Guck mal, ob Hans angerufen hat...“ Es war fast wie früher, zu frisch verliebten Zeiten, wenn man sehnsüchtig auf den Telefonanruf des Liebsten wartete.

Suchet und ihr werdet finden – oder auch nicht!
Am nächsten Tag, Samstag morgens, kam der Anruf von Hans, das untere Teil habe er schon gefunden, aber das obere, was wir eigentlich bräuchten noch nicht. Wir machten eine Fahrradtour nach Kastelholm und besichtigten die Burg. 50 Kilometer mit dem Fahrrad lenken ab. Der Sonntag verging langsam, der Montag morgen auch. Kein Anruf!
Nachmittags rief Gerd an. Hans hatte das fehlende Teil noch nicht gefunden, er bräuchte mehr Zeit. Wie lange wir denn noch auf den Ålands wären. Wir sagten drei oder vier Tage, dann würden wir zurück nach Schweden fahren. Wir glaubten nicht mehr so recht daran, dass es noch was mit Hans und uns werden würde.

Dienstag früh – wir wollten gerade Mariehamn verlassen - als Hans anrief. Er habe das fehlende Teil gefunden, könne uns aber erst Freitag weiterhelfen, da er ein Boot ausliefern müsse. Unsere Stimmung stieg, nur raus aus dem Hafen. Dann fanden wir auch noch zwei traumhaft schöne Ankerbuchten. Jetzt ist Donnerstag Abend, wir liegen an einem kleinen Kai der Werft und beobachten Seeschwalben, die für uns wahre Kunststücke aufführen. Und morgen, morgen kommt Hans. Wir sind optimistisch.
