Anke von der Emaloca

Eingeweht auf Utklippan

Der Hammershushavn auf Bornholm wurde zum Wochenende voll – Zeit für uns abzulegen. Utklippan, diese magische Schäre musste es sein. Die Windvorhersage verhieß allerdings, dass wir fast die Hälfte der 50 sm (ca 100 km) motoren müssten, erst am späten Nachmittag, von kleinen Windfenstern abgesehen, sollte der Wind kräftig auffrischen. Mitten in der Ostsee baden kann ja auch ganz schön sein – dachten wir und legten morgens um halb acht ab.


Kaum aus dem Hafen überraschte uns ein schöner Halbwind, der uns mit über 6 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit nach Utklippan brachte. Windy, Seaman, Windfinder und DMI… sie alle hatten sich zu unserem Vorteil und Erstaunen gründlich geirrt.



Selbstversorger


Zwei Boote lagen im Hafen als wir nach 9 Stunden Rauschefahrt ankamen, abends waren wir zu sechst. Wie schon vor Jahren hat uns dieser Ort sofort wieder in seinen Bann gezogen. Auch den anderen Crews ging es so. Man brauchte darüber gar nicht viel Worte verlieren.


Utklippan ist Schwedens südöstlichste Inselgruppe, bestehend aus Norraskär und Södraskär. In den vierziger Jahren wurde hier ein Nothafen für Fischer in den Felsen gesprengt. Der kleine Hafen hat zwei Einfahrten und kann so immer auch von Lee, der windabgewandten Seite angelaufen werden.


Strom und Wasser gibt es am Kai nicht. Wasser haben wir genug im Tank, Wein ausreichend gebunkert und Lebensmittel sowieso. Wir kochen und essen gern und gut. Unser Solarpaneel funktioniert und wir können sogar den Kühlschrank anlassen. Was wollen wir mehr?!


Karge Schönheit


Bäume wachsen auf dieser windumtosten Schäre keine. Auf der Hafenseite ducken sich ein paar Büsche in Felsmulden. Es dominieren Gräser und Flechten, durchsetzt von großen, glattgeschliffenen Granitblöcken.



Will man zum Leuchtturm hinüber und die andere Schäre erkunden, muss man rudern. Zwei Boote liegen hierfür bereit. Dort ist noch karger. Hier gibt es, außer dem Leuchtturm und einem Wandererheim mit Saunahütte nur glatte Felsenfelder. Wo einmal eine Ritze zwischen den Blöcken entstanden ist, wachsen Gräser und sogar Blumen.


Seltene Kröten sollen auf Utklippan beheimatet sein, gesehen haben wir die nachtaktiven Tiere nicht. Sie leben in den Felsmulden, in denen sich das Regenwasser sammelt und durch die Gischt des Meeres zu Brackwasser wird. Auf der südlichen Seite tummeln sich weiter draußen auf einem großen Felsrücken Kegelrobben.


Sehnsuchtsort Utklippan


Während ich dies auf einen Block schreibe, sitze ich auf einem von der Sonne gewärmten Granitfelsen und blicke auf das weiß schäumende Meer. Ein Schwarm Seeschwalben fliegt zwitschernd über mich hinweg. Was macht diesen Ort so besonders? Ich glaube, es ist dieses Zusammentreffen (oder Gegeneinander?) von Schroffheit und Geborgenheit auf so kleiner Fläche.

Auf keinen Fall wollten wir am nächsten Tag schon weitersegeln und für den Tag darauf war noch mehr Wind angekündigt, so dass wir einen weiteren Tag eingeweht sein würden. Herrlich!



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von Anke von der Emaloca 5. Juni 2025
(3 + 4 - 25) „Gerd, guck mal. Ist das da eine Plattform oder ein Boot? Fährt das Ding?“ Wir gucken abwechselnd durch das Fernglas. „Das ist ein U-Boot!“ Einige Zeit später: „Es kommt auf uns zu und wird unseren Kurs kreuzen!“ Wir sind leicht angespannt.
von Anke von der Emaloca 28. Mai 2025
(2-25) ‚Dadumm, dadumm‘! Irritiert schauen wir uns an. „Hier ist kein Schießgebiet! Hier ist kein Schießgebiet!“ wiederholt Gerd leicht irritiert. „Das Boot hat vibriert!“ springe ich auf und sehe in unserem Kielwasser ein dickes, dunkles Holzbrett mit rotem Rand in den Wellen tanzen. „Container werden hier ja wohl nicht herumschwimmen …“
von Anke von der Emaloca 18. Mai 2025
(1-25) Das fängt ja gut an! Die Sonne lacht, der Wind kommt so sanft von hinten, dass wir unseren Gennaker hochziehen können. Wir gleiten freudig dahin, bis ich am Horizont ein Militärboot entdecke. Sollte diese Fregatte etwa ein dunkles Vorzeichen für unsere Reise in die baltischen Staaten sein?