Zickzackkurs durch den Kalmarsund
Nachdem wir die wunderbare Schäre Utklippan verlassen hatten, bummelten wir eine Woche lang im Zickzack durch den Kalmarsund. Je nach Wind landeten wir mal auf dem Festland oder auf Öland an. Immer Richtung Norden, um von der Nordspitze Ölands den Sprung nach Gotland zu machen.

Im Juli ist Hochsaison in Schweden – normalerweise. Aber in Kristianopel (Festland), einem Hafen, in dem sich zur Urlaubszeit pralles Sommerleben abspielt, lagen nur ein paar Boote, die Verkaufsbuden am Ufer fast alle geschlossen. Dafür kam die wunderschöne Lage des Hafens voll zur Geltung.
Auch die anderen Häfen boten reichlich Platz. Über allem schwebte eine leicht melancholische Stimmung. Sonst wird um diese Zeit der Sommer gefeiert, aber Corona scheint auch hier die Leichtigkeit etwas zu dämpfen.

Über Mörbylanga (Öland) ging es nach Pataholm (Festland), die Stadt Kalmar blieb an Backbord liegen.
Da wir seit diesem Jahr Mitglied des schwedischen Kreuzerclub sind, konnten wir bei Pataholm eine Moringboje nutzen. Die liegen immer an den schönsten Stellen mit jeder Menge Panorama.
Pataholm war vor 100 Jahren ein Seebad. Heute wirkt es wie ein kleines Museumsdorf, Bullerbü im Reinformat.
Weiter ging es nach Paskallavik (Festland) mit einem kurzen Abstecher in den Kälströmsgarden, in dem Kunstwerke von Arvid Källström (1893 – 1967) zu bewundern sind.

Wir ließen uns von der Genua durch das innere Schärenfahrwasser ziehen, vorbei an leicht bewaldeten oder ganz blanken, runden Granitbuckeln. An vielen Stellen sind die Spuren von früheren Granitabbauarbeiten zu sehen. Wir waren verzaubert und wollten unbedingt die Nacht an einer Schäre verbringen.
Die Wind- und Wettervorhersage war zwar nicht so optimal, aber die von uns angelaufene Schäre sollte (laut Hafenführer) besonders geschützt sein. Es war kalt, ab und zu fiel Regen und Böen fegten um die Schäre.
Ein Abend, mit dem Weinglas auf den von der Sonne gewärmten Felsen sitzen und den Sonnenuntergang genießen, würde es nicht werden. Ebenso war keine ruhige Nacht zur erwarten, der Wind sollte zulegen und weiter ungünstig drehen. Kurz nach 18:00 Uhr fiel die Entscheidung, auf in den Hafen nach Figeholm. Zwei Nächte waren wir dort eingeweht.
Einzige Aufregung: am zweiten Abend liefen zwei SAR-Boote aus (Seenotrettung). Wir dachten zunächst an eine Übung, aber als sie zurückkamen, hatten sie ein historisches Segelboot mit Motorproblemen in Schlepp genommen.

Am zweiten Tag kam endlich der richtige Wind für die Überfahrt nach Byxelkrog (Öland). Der Hafen, der normalerweise in der Saison überquillt, bot dieses Mal reichlich Platz. Auf der Promenade mit den zahlreichen Verkaufs- und Essensbuden war das erste Mal so etwas wie Sommerleben zu spüren. Wir hielten Abstand. Außerdem waren wir gedanklich schon auf dem Weg nach Gotland, für uns noch unbekanntes Territorium.
Am nächsten Tag brachten wir uns in eine gute Startposition, fuhren unter Motor 6 sm zur Nordspitze Ölands in die Bucht von Grankullaviken zu Erik, dem Leuchtturm. Anker werfen, baden, kochen, Wein trinken, lesen und träumen.

Morgens früh vom Reisefieber geweckt. Perfekte Segelbedingungen, wenig Welle, Raumschotkurs und mit über 6 Knoten segelten wir nach Gotland. Die mittelalterliche Stadt Visby war unser erstes Ziel. Doch Visby und Gotland sind ein anderes Kapitel!
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