Anke von der Emaloca

Gelandet!?

(20-2018) Wir haben unsere 'kleine' Ostseerunde nach viereinhalb Monaten beendet. Flaggen von acht Ländern wehen an der Backbordsaling als wir in unseren Heimathafen Orth auf Fehmarn einlaufen. Inzwischen sind wir wieder zu Hause. Aber sind wir wirklich schon angekommen?

Nur langsam näherten wir uns unserem Heimathafen Orth auf Fehmarn nur langsam und machten einen Stopp in Burgstaaken. Dort feierten wir noch einmal mit Marie Claire und Tom, die wir unterwegs immer wieder getroffen hatten, diesen großartigen Segelsommer. Erst dann ging es weiter nach Orth. 


Wir blieben noch ein paar Tage, wetterten im Hafen das Sturmtief Fabienne ab und waren froh, nicht auf See zu sein. Schon im Hafen wehte Windstärke Acht, in Spitzen Neun. Wie mochte es da erst auf See gewesen sein? Der Wind drückte das Wasser aus der Bucht, wir sahen Land, wo ansonsten die Kiter und Surfer herumsausen. Glück gehabt, in der Villa gab es eine Fullmoonparty mit Livemusik, ein schöner Empfang.

Wir putzten unsere Emaloca, die wieder einmal gezeigt hatte, wie zuverlässig sie auch bei etwas stärkeren Winden und hackeligen Wellen ist. Mein Skipper bereitete den Motor auf seinen Winterschlaf vor: Ölwechsel, Glykol in den Wasserkreislauf füllen... Dann hieß es Auskranen, Boot abspritzen und in der Halle abdecken.

Der gefährlichste Teil unserer langen Reise lag vor uns: die Autobahn. Hier machte sich unsere lange Auszeit unter Segeln positiv bemerkbar. Der Stress, den andere Autofahrer verbreiteten ließ uns kalt.

Neue Gelassenheit

Nun sind wir seit einer Woche zu Hause, aber immer noch nicht richtig gelandet. Nachdem wir fast fünf Monate auf unserem knapp 10 Meter langem Boot gelebt haben und nichts, aber auch wirklich nichts vermisst haben, erscheint unser Haus riesig. Und was wir nicht alles dort angesammelt haben! Brauchen wir das wirklich?

 

Der Garten ruft nach einer pflegenden Hand. Wir sind froh, dass der Sommer zu trocken war, sonst wären wir wahrscheinlich in einen Dschungel zurückgekehrt.

Es ist schön, die Freunde wiederzusehen, schön zu merken, dass sie sich über unser Wiederkommen freuen. Manche kommen uns plötzlich etwas hektisch vor. Das war uns vorher nicht aufgefallen, wir waren wohl genauso drauf. Die Reise und das Meer haben uns gelassener gemacht, hoffentlich können wir uns davon etwas bewahren.

In Gedanken immer noch unterwegs

Ehrlich gesagt, so richtig sind wir immer noch nicht wieder da. Mein Skipper blättert im Logbuch und guckt Seekarten an. Ich träume mich an Orte zurück, die wir besucht haben, rufe mir Begegnungen mit Menschen in Erinnerung, die wir unterwegs getroffen haben. Wir sind wirklich randvoll mit Eindrücken, die wir in diesem endlosen Sommer 2018 sammeln durften.

 

Als wir lesen, dass 2003 auch so ein Sommer gewesen ist, fällt uns etwas ein: 2003 sind wir das erste Mal gesegelt, auf einer von privat gecharterten Bandholm 24. Es waren für Anfänger ideale Segelbedingungen, wir wurden segelsüchtig.

 

Auf diesem Boot haben wir über 10 Jahre unsere Urlaube verbracht, unsere Segelkreise und -erfahrungen langsam erweitert und uns irgendwann auch aus der dänischen Südsee herausgetraut. Der Bootsbesitzer wurde ein Segelfreund.

 

Vor vier Jahren waren wir dann bereit für unser eigenes Boot. Wer weiß, vielleicht haben wir in diesem Sommer 2018 den Segelsommer unseres Lebens erlebt. Auf jeden Fall geht es nächstes Jahr Mitte Mai wieder los, so viel haben wir noch nicht gesehen.

Unsere Reisestatistik

135 Tage auf Emaloca. Davon 93 Hafentage (Hafengebühr im Schnitt 18 EUR/Tag). 42 Tage vor Anker, an Schären oder Stegen. Wir waren 1892 Seemeilen unterwegs und haben 183 Stunden den Motor genutzt.

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