Anke von der Emaloca

Polens Küste ist schön, lang und laut

(19-2018) Noch ist unsere kleine Ostseerunde nicht vollendet. Wir klagen hier etwas über zu laute 'Musik' und achterlichen Wind entlang der polnischen Küste, beschreiben eine vergebliche Suche im Stettiner Haff und möchten unsere Begeisterung für Greifswald und Stralsund mitteilen.

Muss Demokratie so laut sein?

Nach den Hafen-, Strand- und Dünentagen in Leba segelten wir zügiger weiter. Nirgendwo blieben wir länger als eine Nacht, nachdem wir in Wladyslawowo drei Horrornächte neben einer Techno-Disco ausharren mussten. Direkt neben dem Anlegersteg dröhnten und wummerten aus einem großen Zelt Bässe so laut, dass selbst die Ohropax nichts nützten.

Die Partys gingen übrigens erst um Mitternacht so richtig los und dauerten bis zum Morgengrauen. Unser polnischer Bootsnachbar zur Rechten meinte nur „makabre!“ Der zur Linken versuchte es mit einer Erklärung: „Polen ist eine junge Demokratie, da meinen manche, sie dürften alles machen.“ Beide segelten los Richtung Danzig, wir aber wollten in die andere Richtung und mussten weitere 2 Nächte ausharren.

 

Nach dem Luftholen in Leba wurden wir in Ustka wieder mit Live-Musik empfangen. Bloß weg! Wir segelten nach Kolobczek, Dzinow und weiter nach Swinemünde. Energie für gründlicher Stadtbesichtigungen oder gar für das Eintauchen in die verzwickte polnische Geschichte fehlte uns die Energie.

Fast immer hatten wir achterlichen Wind. Infolgedessen geigten, rollten, stampften und surften wir bei sommerlichen Temperaturen die polnische Küste entlang, Segelschlagen und Sorge vor einer unfreiwilligen Halse inclusive. Trotzdem blieb Zeit, die grandiose Küste mit ihren Dünen und endlosen Sandstränden zu bewundern.

Auf der Suche, aber nach was?

Nach dreieinhalb Monaten kamen wir in Deutschland an. Vergeblich versuchten wir im Stettiner Haff und auf Usedom den Reiz unserer bisherigen Reise mit dem herrlichen Spätsommerwetter weiter zu leben. Bei einer Fahrradtour auf Usedom lagen wir am Strand, badeten in der Ostsee und gestanden uns ein, dass wir eigentlich nicht wussten, wonach wir noch suchten.

 

Womit wollten wir unsere bisherigen, fantastischen Reiseerlebnisse noch weiter toppen? Hier, zwischen den Strandkörben würde es jedenfalls nicht gelingen. Die Entscheidung fiel: Keine Umwege mehr, sondern auf dem direkten Weg, den Wind und Wetter zulassen, nach Fehmarn zu segeln.

Greifswald, sympathische kleine Unistadt

So gelangten wir nach Greifswald – nichts mehr suchend und erwartend konnten wir uns wieder begeistern. Wir nahmen in Wiek, kurz vor Greifswald, eine freie Box und landeten beim akademischen Segelverein. Wir führten nette Gespräche mit einem Bootsnachbarn und dem ehrenamtlichen Hafenmeister und genossen ein hervorragendes Essen am Ufer der Wiek beim Italiener. Am nächsten Morgen hörten wir ein Orgelkonzert, streiften anschließend durch die Stadt und bestaunten im pommerschen Landesmuseum die große Gemäldesammlung dänischer Maler.

Stralsund mit lohnenswerten Museen

Nach zwei Tagen ging es weiter nach Stralsund. Im Vereinshafen des Segelyachtclubs Stralsund auf der kleinen Insel Dänholm zwischen Stralsund und Rügen fühlten wir uns einfach nur wohl. Das Ozeanum ließ uns in Aquarien die vielfältige Fauna und Flora von Ost- und Nordsee bestaunen und Fakten über die Überfischung erfahren. Im Nautineum kletterten wir in ein ehemaliges Unterwasserlabor, das vor Helgoland im Einsatz war. Das Meeresmuseum bot einen klassischen Mix aus bunten Südseefischaquarien und huldigte den Schiffsbau- und Fischereitechnikleistungen der DDR.

 

Außerdem fanden wir eine hervorragende Buchhandlung mit einer Buchhändlerin, die auch jedes Buch gelesen hatte und einen Teeladen mit einem Besitzer, für den Tee eine Lebensphilosophie war. Es gelang also wieder, dieses sich Treiben lassen, was uns wunderbare oder wundersame Erlebnisse beschert.

P.S

Das muss man den Polen schon lassen, sie haben ein großes Improvisationstalent. Wir sahen eigenwillig selbstkonstruierte Aufbauten auf ihren Segelschiffen, oder – wie hier -eben auch eine Bootsverlängerung, denn irgendwo muss die Gasflasche ja Platz finden.

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