Anke von der Emaloca

Lindesnes Fyr geschafft aber die Tiefs lassen uns nicht los

(7 – 24) „Ich habe keinen Bock mehr, ich kehr um!“ „Wie, du kehrst um?“ „Ich fahr zurück!“ „Jetzt? Und wohin?“ „Ich habe einfach keinen Bock mehr, immer nur zu motoren, weil kein Wind ist, nicht mal richtig die Küste zu sehen, weil die Wolken so dick sind und dann nieselt es auch noch ständig… das macht doch alles keinen Spaß!“

Ich war sprachlos, sowas habe ich von meinem Skipper noch nie gehört. Zugegeben, so ein Wetter hatten wir auch noch nie. Seit wir in Norwegen sind, müssen wir motoren. Die ganze Zeit bis Lindesnes Fyr kam kein Wind von vorne oder es war zu viel Wind mit amtlichen ‚near gale‘ Warnungen (‚beinahe Sturm‘).

Dazwischen gab es auch noch amtliche Unwetterwarnungen vor heftigen Regenfällen. Weiterhin löst ein Tief das nächste ab, eine Änderung ist nicht in Sicht. 5 Tage haben wir deswegen schon in Mandal gewartet.

Dann endlich (oh Wunder, bei Sonnenschein) kam die Gelegenheit sich kurz vor das berühmt berüchtigte Lindesnes Fyr bis nach Lillehavn vorzuschleichen.

Am nächsten Morgen unter Motor und bei alter Dünung die Umrundung von Lindesnes Fyr bis Farsund, um dort wieder mal einen Regentag abzuwettern. Auch hier wird das Sommerprogramm durchgezogen, die Kinderbespaßung erfolgt im Nieselregen.

Tag der offenen Tür beim norwegischen Rettungskreuzer


Das SAR-Schiff war wirklich beeindruckend, das Cockpit eher wie bei einem Flugzeug, natürlich Joystick statt Ruder. Die Funktion eines Monitors konnten wir uns nicht erklären. „Das ist eine Wärmebildkamera, damit können wir dann warme Körper auffinden.“ Die Erklärung löste ein leicht mulmiges Gefühl in mir aus.

Der Bootskapitän hatte unser Segelboot schon im Hafen gesehen und uns zugeordnet. Wir konnten es kaum glauben, rings um uns herum, viele größere und neuere Motor- und Segelboote und dieser Mann begeisterte sich für unsere alte Malö und lästerte über Bavarias.


„Ich bin im Herzen Segler. Wenn ich in Rente bin, habe ich mir aber geschworen nie entlang der Küste von Lindesnes Fyr bis Stavanger zu segeln. Denn da habe ich schon zu viele Boote retten müssen!“


„Oha, na dann hoffe ich, dass wir uns nicht wiedersehen!“ fiel mir dazu nur ein - denn das ist ja genau unsere Route.

„So meine ich das nicht, ihr seid ja richtige Segler. Die meisten hier segeln nur kurz und in den Schärengewässern. Dann ist ihre Zeit begrenzt und sie fahren mit ihren Booten aufs offene Meer, egal unter welchen Bedingungen. Wellen und Dünung können sehr groß sein, der Diesel schwappt hin und her, der Motor fällt aus und segeln können sie nicht …“  Ach so, wir sind diese Saison garantiert schon Weltmeister im Abwarten.

Ratloser und frustrierter Skipper


An Lindesnes treffen Skagerrak und Nordsee aufeinander, Küstenlinie trifft auf Hochsee. Kräftige Winde und Strömungen sind mehr Regel als Ausnahme. Hier gibt es keine schützenden Schären. Früher wurde das Gebiet zwischen Lindesnes Fyr und Lista Fyr denn auch als „klassisches Schiffswrackgebiet“ bezeichnet.

Und gerade als Gerd - wohin auch immer - umkehren will –sind wir auf der Höhe von Lista Fyr und ich denke an das Gespräch mit dem Rettungskreuzermann und daran, wie wir es schaffen, so gelassen die diesjährigen Wetterbedingungen hinzunehmen, geduldig abwarten, das Beste daraus machen, keinen Stress miteinander haben…

„Komm, wir fahren jetzt erst einmal nach Flekkefjord, wandern dort und wettern den Regen ab. Dann sehen wir weiter!“ versuche ich meinen Skipper zu beschwichtigen. Nun kommt sogar allmählich die Küste mit ihren steil aufragenden Felsen in Sicht.

Wir fahren in den Fjord. Wenn es hier auch noch keine Gletscher gibt, Fjord Norwegen ist doch schon erkennbar. Wir können sogar eine Stunde segeln! Mein Skipper hat sich wieder beruhigt.

Wandern statt segeln


Heute hat es weder geregnet noch genieselt. Auf Empfehlung von 2 Norwegern aus Bergen machen wir eine Wanderung. „Nicht schwierig, da sind Treppen, haben wir auch gestern gemacht!“

Nach der ersten Wanderung ignorieren wir das Aufmucken von Hüften und Knien einfach. Am Ende der zweiten Wanderung am nächsten Tag, können wir über zeitweiliges Aufstöhnen immerhin noch Lachen.

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von Anke von der Emaloca 5. Juni 2025
(3 + 4 - 25) „Gerd, guck mal. Ist das da eine Plattform oder ein Boot? Fährt das Ding?“ Wir gucken abwechselnd durch das Fernglas. „Das ist ein U-Boot!“ Einige Zeit später: „Es kommt auf uns zu und wird unseren Kurs kreuzen!“ Wir sind leicht angespannt.
von Anke von der Emaloca 28. Mai 2025
(2-25) ‚Dadumm, dadumm‘! Irritiert schauen wir uns an. „Hier ist kein Schießgebiet! Hier ist kein Schießgebiet!“ wiederholt Gerd leicht irritiert. „Das Boot hat vibriert!“ springe ich auf und sehe in unserem Kielwasser ein dickes, dunkles Holzbrett mit rotem Rand in den Wellen tanzen. „Container werden hier ja wohl nicht herumschwimmen …“
von Anke von der Emaloca 18. Mai 2025
(1-25) Das fängt ja gut an! Die Sonne lacht, der Wind kommt so sanft von hinten, dass wir unseren Gennaker hochziehen können. Wir gleiten freudig dahin, bis ich am Horizont ein Militärboot entdecke. Sollte diese Fregatte etwa ein dunkles Vorzeichen für unsere Reise in die baltischen Staaten sein?