Anke von der emaloca

Nord bei Nordwest und ein Boot voller Leichen

Ob unser Törn Richtung Norwegen schon begonnen hat oder nicht, ist Ansichtssache. Seit Montag schwimmt unsere Emaloca wieder in ihrem Element. Inzwischen sind die Segel angeschlagen, ist alles Gedöns verstaut, haben wir einen wundervollen Abend mit unseren holländischen Segelfreunden erlebt, den Impeller getauscht und - sind immer noch in unserem Heimathafen Orth auf Fehmarn.

So eilig wir es hatten, Warburg zu verlassen, so gelassen sind wir nun nach dem Motto: Nur nichts überstürzen! „Die wahren Abenteuer sind in deinem Kopf und sind sie nicht in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo!“ (André Heller)

Nachdem wir unser Auto bei meinem Bruder abgestellt haben, geht es mit den Klapprädern zurück nach Fehmarn. Das Schild „Weissenhäuser Strand“ animiert uns dazu, einen kleinen Umweg zu wählen, war dort doch erst kürzlich das G 7 Treffen der AußenministerInnen. Wir erwarteten, die Fernsehbilder im Kopf, ein stattliches Gebäude mit großem Park.



Stattdessen kommen wir nur vorbei an dicht aneinandergereihten, viergeschossigen Blöcken mit Ferienwohnungen, einem Parkplatz mit etlichen Reisebussen und einem ‚subtropischen‘ Bad mit langer Röhrenwasserrutsche. Hier hält die idyllische Holsteinische Schweiz ganz schön viel Beton aus.

Wir radeln weiter und kommen an dem Truppenübungsplatz Puttlos vorbei. Hundert Milliarden sollen nun zusätzlich in den Bundeswehrhaushalt fließen. Wenn man sich den Schuppen auf dem Militärgelände anguckt, scheint das auch bitter nötig zu sein. (Ironie Ende). Erfreuen wir uns da doch lieber an der Solidaritätsbekundung für die Ukraine in unserem Heimathafen Orth.


Krimitage


Doch als wir von der Fahrradtour wiederkommen heißt es nicht mehr „Willkommen im Hafen Orth“, sondern „Willkommen im Hafen Schwanitz“. Es ist mal wieder soweit: Drehtage für die Krimiserie „Nord bei Nordwest“. Da wird aus dem Kutter „Seeadler“ auch ganz schnell die „Princess of Schwanitz“.

Etliche Laster bringen das für den Dreh nötige Equipment und unzählige Menschen mit wichtigen Mienen wuseln durch die Gegend, sperren den Drehort ab, halten Mikros hoch, schieben Requisiten durch die Gegend oder lassen Drohnen wimmern. Obwohl keine Personenschützer, sind sie alle mit einem Knopf im Ohr verbunden. Das Serienpolizeiauto wird auf einem Hänger herantransportiert.

Touristen und/oder Fans haben sich positioniert, manche mit Fernglas oder sogar mit Teleobjektiv, um einen Blick auf ihre Stars zu erhaschen. Was für ein Aufmarsch!


Zuckende Leichen


Und dann am nächsten Morgen: unser ganzes Boot ist passend zum Krimi voller Leichen -Zuckmücken! Wir haben diese nicht stechenden Tiere schon öfters im Hafen in großen Schwärmen erlebt. Unsere Recherchen auf einer Nabu-Seite ergeben, dass ihr Leben nach dem Schlüpfen lediglich der Fortpflanzung und dem Futter z.B. für Schwalben dient. Hoffentlich kennen die wenigstens das Lied von André Heller?!

P.S.:


Und wir? Wir wären jetzt bereit in See zu stechen. Doch starke, böige Winde – und die auch noch aus der falschen Richtung – lassen uns weiterhin abwarten und (nicht immer nur) Tee trinken.

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von Anke von der Emaloca 2. Juli 2025
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von Anke von der Emaloca 25. Juni 2025
(6-25) So eine von Extremen geprägte Segelsaison hatten wir noch nie. Ein Sturmtief jagt das nächste. Die dazwischen liegenden kurzen Pausen reichen kaum aus, um die Seele baumeln und ‚den lieben Gott einen guten Mann‘ sein zu lassen. Es ist Mitte/Ende Juni, aber Regen, Stürme und Kälte signalisieren: es ist Herbst. Wir segeln, wenn es denn mal geht, meist mit dem vollen Merino-Ganzkörperanzug und Handschuhen.