Anke von der Emaloca

Schären im Kielwasser

(10-24) Grebbestad, das hieß drei Nächte dieselbe Band mit derselben Songfolge, immer Pause nach einem Santana-Stück und am Schluss Einbezug des Publikums mit: „You don’t know what it‘s like“ – immer wieder – bis es endlich mal weiter ging mit „to love somebody“…

Emaloca, am Kai und an 2 Mooringbojen befestigt, tanzte fleißig mit, allerdings eher nach dem Wellenrhythmus im Hafen als nach der Musik.


Weltkulturerbe Vitlycke – Staunen pur


Aber der Sturm hat uns ein wunderbares Erlebnis beschert: Wir sind zum Weltkulturerbe geradelt mit seinen phänomenalen Felsritzungen aus der Bronze- und Eisenzeit. Unglaublich, was die Menschen damals schon an Kunstwerken zustande gebracht haben.

Die genaue Entstehungszeit ist nicht ganz klar, denn oft wurden über hunderte von Jahren auf dieselben Felsen Steinritzungen hinzugefügt. Die Bilder waren nicht unbedingt eingefärbt, dies geschah wegen der besseren Sichtbarkeit nachträglich.

Den Weg zurück zum Hafen legten wir in dem Bewusstsein durch einen bronzezeitlichen Fjord zu radeln, denn damals war der Wasserspiegel 7 bis 18 Meter höher und die Felsritzungen lagen an der Küste.

Abwechselung muss sein


Dann endlich hatte der Wind ein Einsehen, blies gnädiger, und wir konnten weitersegeln. Unser Kontrastprogramm zur Live-Musik hieß Bassholmen in der Nachsaison.


35 Seemeilen legten wir im Turbomodus zurück. Mit gereffter Genua und über 5 Knoten durch das Schärenfahrwasser. Dazwischen lagen aber immer ungeschützte Seepassagen – und die hatten es bei Windstärke 6 in sich. Die Wellen reflektierten sich chaotisch an den steilen Schären. Wir tanzten auf ihnen gen Süden und waren froh, als es wieder in ruhigere Gewässer ging. Zwei größere Boote überholten uns, sie hatten auch noch das Groß gesetzt.

Wir blieben bei gereffter Genua und fast 6 Knoten Geschwindigkeit, nach dem Motto: „Emaloca ist 46 Jahre alt, wir sind zusammen 140 - da wollen Mensch und Material geschont werden!“

Dann endlich Ruhe und Idylle pur, nur eine Handvoll Boote lagen am Steg des kleinen Musemshafens

Und wieder einmal Kunst


Wir liefen den Hafen Skärhamn auf der Insel Tjörn an - ein Tipp von Einheimischen - um uns den Skulpturenpark anzusehen. Am Beeindruckendsten natürlich Anna mit Blick nach innen, weithin sichtbar.

Langsamer Abschied von den Schären


Je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr lichten sich die Schären, liegen weiter auseinander, sind flacher. Da wir nun wochenlang ‚Schären satt‘ hatten, können wir auch wieder die Weite genießen.

Der Wind scheint uns einen Streich zu spielen. Eigentlich ist an der schwedischen Westküste die vorherrschende Windrichtung ‚West‘, nun aber kommt der Wind aus Süden – und das in den nächsten Tagen auch noch heftig. Wir werden es bis dahin nicht, wie geplant, nach Kopenhagen schaffen, um dort abzuwettern. Aber wer weiß, vielleicht ändert er sich noch.

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von Anke von der Emaloca 9. Juli 2025
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von Anke von der Emaloca 2. Juli 2025
(7-25) „Oh nee, wir kommen hier nicht weg. Zu viel Welle, zu wenig Wind!“ verkündet mein Skipper morgens um drei. Wir rucken im Hafen Dirham hin und her. Dabei wird der richtige Starkwind erst noch kommen, nicht auszumalen, was dann hier abgeht. Der Wind kommt von Nordwest und dagegen bietet der Hafen keinen Schutz. Morgens kurz nach fünf ist seine Ansage: „Lass uns fahren, es ist jetzt doch schon mehr Wind! Was meinst du?“. 46 Seemeilen sind es noch bis nach Tallinn.
von Anke von der Emaloca 25. Juni 2025
(6-25) So eine von Extremen geprägte Segelsaison hatten wir noch nie. Ein Sturmtief jagt das nächste. Die dazwischen liegenden kurzen Pausen reichen kaum aus, um die Seele baumeln und ‚den lieben Gott einen guten Mann‘ sein zu lassen. Es ist Mitte/Ende Juni, aber Regen, Stürme und Kälte signalisieren: es ist Herbst. Wir segeln, wenn es denn mal geht, meist mit dem vollen Merino-Ganzkörperanzug und Handschuhen.