Anke von der Emaloca

Von der Segelauszeit in den Kunstrausch

(11-24) Vor allem ich merkte, der Speicher ist voll. So viele Eindrücke, Erlebnisse, Kontakte … ich konnte eine Auszeit nach dem Motto „Urlaub von der Reise“ gebrauchen. Prompt verordnete der Wind uns eine Pause von über einer Woche! Und danach kam das Museum Lousiana bei Kopenhagen. Wow!

Dann ging es 46 sm weiter nach Torekov. Rauschende Fahrt mit über 6 Knoten bei gerefftem Groß und Vorsegel, aber auch mit kräftigem Seegang. Nach ein paar Stunden flaute der achterliche Wind ab, die Wellen aber blieben, kamen nun aus unterschiedlichen Richtungen und ließen die Segel entsprechend knallen.

Völlig entnervt liefen wir nach über 9 Stunden den kleinen Hafen Torekov an. Hätten wir uns noch weitere 2 bis 3 Stunden durchschütteln lassen, wären wir für die nächsten Tage in ein anderes Wetterfenster mit weniger Wind und Welle gekommen und damit schon längst in Kopenhagen. ‚Hätte, hätte …Fahrradkette!‘


Regen, böige Winde (meist aus Süd) und Sturm (Tief Lilian) hielten uns im Hafen fest.

Kurze Wetterfenster zum Weiterkommen nutzten wir nicht. Überraschenderweise war es eher mein Skipper der meinte: „Ich habe keinen Bock auf diese Bolzerei. Das hatten wir auf diesem Törn schon genug. 3 Stunden unter Motor gegen Wind und Welle … wir sind doch nicht auf der Flucht!“



Tiefenentspannte Tage in Torekov


Wir ließen uns einfach treiben. Wenn es zu arg regnete und stürmte, kuschelten wir uns in die Koje, Regenpausen wurden für Molenspaziergänge und einen kurzen Klönschnack am Steg genutzt-man kennt sich nach ein paar Tagen.uer Text

Der Hafenmeister erzählte uns, dass mit so einer Malö 40, wie der unsrigen, Freunde von seinen Eltern in den 70er Jahren eine Weltumseglung gemacht hätten, ein tolles Boot, gut bei starken Winden.

War das Wetter besser, machten wir kleine Wanderungen und eine große Fahrradtour nach Bastad. Wir lasen viel oder beobachteten einfach nur einen Hafen in der Nachsaison. Wir bewunderten die stürmische See mit den tosenden Wellen und den großen goldenen Vollmond über Torekov.

Mit großem Respekt beklatschten wir Schwimmer, die beim „open sea“-Wettbewerb von der gegenüber liegenden Insel Hallands Väderö 3,2 km nach Torekov schwammen – bei starker Strömung und starkem Wellengang. Wir begnügten uns mit ein paar Zügen von der Badeleiter entfernt.

Langeweile, Unruhe oder Putz- und Aufräumzwang kamen nicht auf, die Zeit floss dahin. Wir lebten entspannt, zufrieden und ausgeglichen im Hier und Jetzt.



Diese Saison passen segeln und Spaß nicht oft zusammen


Dann nach 8 Tagen Aufbruch. 3 Stunden bei Hackwelle gegenan kreuzen, manchmal tauchte unser Bugspriet mit dem Anker in die Welle ein. Dann endlich konnten wir Kurs anlegen, aufatmen. Eine Stunde ‚normales Segeln‘, dann war der Wind weg und wir motorten noch knapp 3 Stunden bis ins dänische Helsingör. Tschüss Schweden!

Für uns eine doppelte Überraschung. Zum einen hatten wir nicht mit einer so lebendigen Stadt mit rund 50.000 Einwohnern gerechnet und zum anderen waren wir überrascht, wie nahtlos uns der Übergang ins dänische Stadtleben fiel.

Und dann radelten wir zum Kunstmuseum Lousiana und waren hin und weg!

Was wird uns wohl noch in Kopenhagen erwarten? Die Messlatte hängt hoch!

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von Anke von der Emaloca 22. April 2025
Den nachfolgenden Text habe ich 2018 geschrieben – und ich finde ihn nach wie vor aktuell. Das deutsche historische Museum Berlin hatte zu einer Blogparade aufgerufen: „Europa und das Meer.“ Das Thema ist meinem Skipper und mir eine Herzensangelegenheit. Wir sind im Sommer immer drei bis vier Monaten mit dem Segelboot auf der Ostsee unterwegs. Der Text erzählt, wie wir uns als Europäer mit dem Meer verbunden fühlen, was wir vom Meer lernen und was wir verlieren können, wenn Europa nicht zusammenhält und seine Werte verrät.
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