Anke von der Emaloca

Schneller Törn von der kurischen Nehrung nach Polen

(17-2018) Eigentlich wollten wir in Nida auf der kurischen Nehrung ein paar Tage Urlaub von unserer Reise machen. Denn wir haben so viele Eindrücken in den baltischen Staaten gesammelt, die wollen erst einmal verarbeitet werden. Vor drei Jahren waren wir schon einmal auf der Nehrung, denn hier liegen die Wurzeln meines Vaters.

Doch nach zwei wunderbaren Tagen hatte mein Skipper ein günstiges Wetterfenster entdeckt. Von Nida nach Klaipeda sind es rund 30 Seemeilen und von dort noch rund 110 Seemeilen nach Polen. Denn die russische Enklave Kaliningrad will außerhalb der 12 Meilen-Zone passiert werden. Schweren Herzens legten wir ab, denn wann würde so eine günstige Gelegenheit wiederkommen?! Es war Ende August und unbeständigeres Wetter zu erwarten. Wir ließen uns von der Genua langsam an den Dünen vorbei durch das Haff ziehen - mit dem festen Vorsatz wiederzukommen.

Gemächlich fängt es an....

Gegen 17:00 Uhr hatte uns die Ostsee wieder. Wie vorhergesagt mussten wir am Anfang motoren, aber der Wind kam, drehte gegen 20 Uhr planmäßig und wir kamen gut voran. Bald war das 1. Reff in der Genua fällig. Die Sonne war noch nicht richtig im Meer versunken, da hieß es Groß reffen.



Ich übernahm um 22:00 Uhr die erste Wache, eine sternenklare Nach mit einem fast vollen Mond, dazu ein moderater Amwindkurs mit 6 Knoten Fahrt, wunderschöne Bedingungen. Noch vor Mitternacht rief mein Skipper aus dem Salon: „Müssen wir die Genua noch weiter reffen?“ „Besser ist es!“ Wind und Welle hatten wie vorhergesagt allmählich immer mehr zugenommen und wir schoben beachtliche Lage.

Wind und Welle steigern sich

Gerd übernahm die Wache, ich versuchte im Salon zu schlafen. Es gelang nur bedingt. Drei (!) Wetterdienste - Windfinder, Seaman und der schwedische – hatten diese Stärke von 5 bis in Böen 6 bft. nicht vorhergesagt und der Wind flaute auch nicht wie versprochen nach 3 Stunden wieder etwas ab.

 

Noch vor Sonnenaufgang saß ich wieder im Cockpit, denn im Salon war weniger das Rauschen der Wellen zu hören als vielmehr das mir unangenehme Fauchen im Rigg und das Poltern der Wellen am Rumpf - Buckelpistengefühle. Mein Skipper sah müde aus.


Obwohl Emaloca den Amwindkurs wie mit einer Selbststeueranlage fuhr, musste man doch achtgeben, dass nicht eine hohe Welle oder eine besondere Windböe sie aus der Bahn warf. Nach Sonnenaufgang übernahm ich wieder die Wache. Gerd döste sitzend im Cockpit.

Monduntergang, Sternenhimmel - Seedusche inclusive

Meine Versuche, Wind und Meer mental zu beruhigen mit der Erklärung 4 bft. würden doch wirklich genügen, waren nicht erfolgreich. Beständig zeigte der Windmesser 5 bis 6 bft. an - und das seit nachts um 3 Uhr auf einem harten Amwindkurs. Ab und zu klatschte eine Welle über unsere nun wirklich hohe Sprayhood ins Cockpit. Noch nie sind wir so nass gesegelt.



Dennoch ist es ein unvergleichliches Naturerlebnis: Zuerst ein endlos langer Monduntergang und dann gegen zwei Uhr ein 360 Grad Sternenhimmel bis zum Horizont, unsere Mastspitze pflügt mit Südwestkurs durch eine brilliant leuchtende Milchstraße.

Irgendwann im Laufe des Vormittags refften wir die Genua noch ein Stück weiter. Wind und Welle ließen erst im Landschutz von der Halbinsel Hel, Polen nach. Gegen Mittag erreichten wir nach 28 Stunden und 140 Seemeilen den polnischen Hafen Wladyslawowo. Ein ordentliches Stück Segelarbeit liegt hinter uns.

P.S.

Wie unterschiedlich können doch die Bedingungen sein. Vor 3 Jahren haben wir für dieselbe Strecke 2 Tage gebraucht, Flaute inbegriffen.

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