Anke von der Emaloca

So schön, Anhold und Samsö

In diesem Blog beschreiben wir, warum wir bislang nur langsam vorankommen – und dass Wind und Wetter dabei nicht die Hauptrolle spielen, sondern in diesem Fall die Schönheit der beiden Inseln Samsö und Anholt im Kattegat.

Es war Zeit Kerteminde zu verlassen. Wir hatten den Start der Rund Fünen Regatta erlebt und nun kamen die ersten Boote wieder an. Also auf nach Samsö.


Samsö


Samsö, wir waren schon mehrmals dort – vor Anker oder im Hafen von Langör – und immer wieder zieht uns die Insel in ihren Bann. Der ruhige Hafen von Langör liegt mitten in einem Naturreservat.


Wir hätten am nächstenTag weitersegeln können, Wind und Wetter hätten gut gepasst, um uns ein Stück weiter gen Norwegen zu bringen. Aber nun sind wir schon auf Samsö und dann gleich weiter, ohne unsere Lieblingsorte zu besuchen? Geht gar nicht!



Von Langör sind es 10 Kilometer mit dem Fahrrad zur Nordspitze. Von den von der Eiszeit geformten Hügeln kann man weit hinaus über das Meer blicken. Doch zuvor gilt es die kleine Kirche von Langör zu besuchen, bzw. den Ort an dem sie steht. Er strahlt so unglaublich viel Ruhe und Frieden aus, dass wir hier immer einen Augenblick verweilen. Anfang Juni sind die Farben der Insel: Blau durch das Meer, Grün durch die Hecken und Wiesen und Weiß, durch die vielen blühenden Weissdornbüsche und den weißen Sandstrand.

Wir wären am übernächsten Tag bei wenig Wind zumindest ein Stück weit bis nach Greena auf dem dänischen Festland gekommen. Doch das schloss mein Skipper definitiv aus: „Greena, auf keinen Fall. Ich fahre nicht in diesen Hafen, da kommen schlechte Erinnerungen hoch. Wir warten bis wir den richtigen Wind für Anholt haben!“ (Stimmt, wir hingen vor ein paar Jahren einmal in Greena fest, weil ich eine Blasenentzündung hatte). Anholt liegt jetzt auch nicht unbedingt auf der direktesten Route nach Norwegen, ist aber eine so schöne Insel, da kann man einfach nicht dran vorbeisegeln.


Also machten wir eine Wanderung durch die Dünen, scheuchten am Strand leider einen jungen Seehund auf, den wir wegen seiner guten Tarnung viel zu spät bemerkten. Er guckte uns empört an, robbte ins Wasser und schwamm lässig davon. Als wir ein wenig später die Badesaison eröffneten, war es bei 15 Grad Wassertemperatur mit unserer Lässigkeit nicht weit her.


Von Samsö nach Anholt


Nach vier wundervollen, entschleunigten Tagen kam der richtige Wind für Anholt. Die Sonne lachte und zwei Drittel der Strecke zeigte unsere Logge immer über 6 Knoten (für die Landratten: ca 12 km/h). Eine herrliche Rauschefahrt bei frischem bis starkem Wind und einem Amwindkurs.


Dann wurde es beschaulich, Wind und Welle ließen immer mehr nach und wir entschleunigten auf maximal 3 Knoten. Motor anmachen? Auf keinen Fall! Hinhören, wie sich die Wassergeräusche ändern. Aus dem Rauschen wird ein Plätschern und Glucksen, manchmal kommt ein leisen Zischen dazu, das an das Öffnen einer Mineralwasserflasche erinnert.


Langsam taucht Anholt aus dem Dunst auf. Die Farbe des Wassers ändert sich. Aus dem metallischen Stahlblaugrau wird langsam ein Dunkelgrün-Türkis. Je weniger Wasser unter dem Kiel, desto mehr changiert die Farbe ins Hellblau-Türkise. Ich sehe, wie ein silbriger Fisch über das Wasser ditscht, wie ein flacher Kieselstein, den man vom Ufer ins Wasser wirft. Wer mag wohl sein Jäger sein, der ihn zu solch einer Akrobatik veranlasst?



Wenig später können wir ahnen, wer da jagt. Hinter unserem Boot machen sich 3 Schweinswale durch ihren Blas bemerkbar. Ich habe zwar zufällig die Kamera in der Hand, aber erst spät komme ich auf die Idee, ein Foto zu machen. Ich bin zu sehr mit Staunen beschäftigt.


Wir müssten eigentlich am nächsten Tag weitersegeln, denn der darauffolgende Tag bringt Sturm mit sich, wo es besser ist im Hafen zu bleiben. Aber wir sind doch erst einen Tag auf Anholt. Ein starker Regen am frühen Morgen nimmt uns die Entscheidung ab, Wind von hinten und das mit Regen?


Das Meer um Anholt: blauer geht es nicht

So eilig haben wir es doch auch nicht. Wir bleiben, es wird schon noch der richtige Wind kommen und dann machen wir eben einen größeren Schlag. Gerd hat beim Fischer Jungfruhummer ergattert, die Ostseevariante von Langustinos. Der Rosewein ist kaltgestellt, der Einhandsegler Hans heute Abend zum Essen eingeladen und jetzt gucken wir mal, was die Tage auf Anholt noch so für uns bereithalten.


P.S.

Gesehen auf Anholt, hat uns gefreut!


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