Anke von der Emaloca

Wasserwelten

In diesem Blog können wir nicht über Segelabenteuer berichten. Das Wetter ist bislang bescheiden, zu wenig oder zu viel Wind, meistens zu kalt und Regen durchsetzt. Bleibt also Zeit im Hafen über unterschiedliche Lebenswelten und stoische Gelassenheit zu philosophieren. Seehunde und Schweinswale gibt es am Ende gratis dazu.



Vorab: Wir sind bislang von Fehmarn, Bagenkop auf Langeland in einem kurzen Schlag nach Marstal auf Aerö, dann weiter nach Nyborg gesegelt und sind jetzt in Kerteminde auf Fünen.


Unterschiedliche Lebenswelten


Wohnen am Hafen ist seit einigen Jahren Trend. Überall werden solche Anlagen gebaut. Nyborg, die kleine Stadt auf Fünen bildet da keine Ausnahme. Im Hafen liegen nicht nur Freizeitboote als wichtige Kulisse für das Wohnambiente am Wasser. Es gibt auch noch Fischer. Sie haben ordentliche, in Form und Farbe einheitlich gestaltete, kleine Fischerhütten erhalten und liegen mit ihren Booten direkt vor den hypermodernen, lichtdurchfluteten Wohnblocks.



Was mögen wohl die Bewohner denken, wenn sie vom Balkon herab auf die Fischer schauen? „Welche Ursprünglichkeit, noch richtige Fischer! Aber müssen sie morgens so früh ablegen? Und die Fischkisten riechen manchmal doch auch ein wenig zu intensiv!“


Und was mag umgekehrt in den Köpfen der Fischer vorgehen? „Sind ja eventuell meine Kunden, aber müssen die mir so auf den Kopf gucken? Und so richtig frei in meiner Hütte werkeln kann ich auch nicht mehr!“



Ich weiß natürlich nicht, was in den Köpfen von Bewohnern und Fischern vor sich geht. Wir fühlen uns jedenfalls immer leicht unwohl und beobachtet, wenn wir in einem Hafen direkt vor Wohn- oder Ferienhäusern liegen und meiden solche Stege so gut es geht.


Stoische Gelassenheit


Wetter gegerbt, an der Wasserkante oft mit Schlick oder Algen bewachsen, von Möwen manchmal als Ruheplatz genutzt, stehen sie stoisch in den Häfen: Pfähle, dick oder dünn, lang oder kurz, gerade oder etwas schief, an der Wasserkante mit Algen oder Schlick bewachsen. Pfähle sind alles Individuen, kein Pfahl gleicht dem anderen. Sie geben Orientierung, markieren die Boxen für die Schiffe, dienen zum Leinen festmachen. Man kann sich an ihnen abstoßen, um dem Boot beim An- oder Ablegen zu helfen, die richtige Richtung einzuschlagen.


Mich verwundert es immer wieder, mit welch stoischer Gelassenheit sie es in der Regel hinnehmen, wenn ein Boot sich in eine Box hineinzwängt, obwohl es offensichtlich zu breit dafür ist. Sie biegen sich einfach zur Seite, bis der dickste Bootsteil durch ist und begeben sich danach wieder in ihre ursprüngliche Position.



Wenn ein Skipper es allerdings arg übertreibt, nehmen sie das Boot mit lautem Knarzen in einen Klammergriff und halten es einfach fest. Um sich daraus zu befreien, müssen Crew und/oder Skipper sich nun im Armdrücken mit dem Pfahl messen.


Weh tut es mir, wenn Skipper die Pfähle nicht in ihrer Eigenschaft als Orientierungsmarke anerkennen. Sie verwandeln ihre Boote in regelrechte Rammböcke. Wieder und wieder, mit voller Kraft voraus bzw. zurück geht es gegen die Pfähle, die in solchen Fällen zu Prellböcken werden. Doch auch dem halten die Pfähle stand. Bewundernswert, wie sie einfach leicht zurückfedern, um dem Schlag die größte Kraft zu nehmen.


P.S.


Auch darüber, ob Seehunde und Schweinswale in einem begrenzten Areal gehalten werden sollten, lässt sich trefflich philosophieren. Aber das wäre eine gesonderte Baustelle. Wir zeigen hier nur Fotos, die wir im Fjord&Belt Museum in Kerteminde gemacht haben.


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von Anke von der Emaloca 22. April 2025
Den nachfolgenden Text habe ich 2018 geschrieben – und ich finde ihn nach wie vor aktuell. Das deutsche historische Museum Berlin hatte zu einer Blogparade aufgerufen: „Europa und das Meer.“ Das Thema ist meinem Skipper und mir eine Herzensangelegenheit. Wir sind im Sommer immer drei bis vier Monaten mit dem Segelboot auf der Ostsee unterwegs. Der Text erzählt, wie wir uns als Europäer mit dem Meer verbunden fühlen, was wir vom Meer lernen und was wir verlieren können, wenn Europa nicht zusammenhält und seine Werte verrät.
von Anke von der Emaloca 14. September 2024
(12-24) Nun sind wir in unserem Heimathafen Orth auf Fehmarn angekommen. Erst vor zwei Wochen haben wir Kopenhagen verlassen und es ist doch schon so lange her.
von Anke von der Emaloca 30. August 2024
(11-24) Vor allem ich merkte, der Speicher ist voll. So viele Eindrücke, Erlebnisse, Kontakte … ich konnte eine Auszeit nach dem Motto „Urlaub von der Reise“ gebrauchen. Prompt verordnete der Wind uns eine Pause von über einer Woche! Und danach kam das Museum Lousiana bei Kopenhagen. Wow!