Von Bagenkop langsam weiter nach Norden
(2-24) Sonnige, entspannte Tage in Bagenkop auf Langeland. Als Rasmus uns dann gnädig erlaubt, weiter zu segeln zwingt uns ein böses Knacken in der Winsch nach gerade einmal 15 Seemeilen, den nächsten Hafen, Rudköbing anzulaufen. Mit kaputter Winsch wäre kein Weiterkommen möglich. Hoher Adrenalinspiegel beim Skipper. Aber davon wissen wir ja noch nichts in Bagenkop.

Meditatives Verweilen in Bagenkop
So langsam, wie unser Törn im letzten Jahr endete, so langsam beginnt der 24-er. Es hört sich vielleicht schon kitschig an, aber wir sind im Hier und Jetzt, Norwegen ist weit. Wenn die Winde nicht günstig für uns stehen, bleiben wir eben und erkunden per Fahrrad und zu Fuß die Südspitze Langelands. Mit großer Gelassenheit beobachten wir die Ungeduld der anderen.


Ein Einhandsegler, Rentner wie wir, will unbedingt nach Gedser, obwohl der Wind stark weht und er gegenan bolzen muss. Abends gegen 22 Uhr ist er zurück. Komische Geräusche am Propellerantrieb haben ihn verunsichert, die sich dann aber, zurück im Hafen, als harmlos erweisen. „Ich mache es jetzt wie ihr und warte ab!“

Dafür fährt ein Pole los. Er kommt nach 4 Stunden wieder. Durch eine Patenthalse ist die Befestigung der Schot gerissen. Er kann alles behelfsmäßig reparieren. Die beiden Einhandsegler gehen abends zusammen in den Kro und trösten sich wohl gegenseitig beim Fischbüffet.


Am dritten Tag halten die Beiden es nicht mehr aus und verlassen bei strömendem Regen den Hafen. Sie werden bald motoren müssen, denn mit dem Regen ist auch der Wind weg. Wir machen eine schöne Wanderung durch die dampfende Natur.
Unser Bedauern gilt einem Segler, als der uns erzählt: „Ich war nun schon bestimmt 30 mal in Bagenkop, aber wie die Umgebung aussieht … keine Ahnung!“ Er kennt nur den Grillplatz und den Supermarkt.

Zum Abschluss stoßen wir auf ein bezauberndes Kunstwerk. Ein altes Trafohaus, bunt bemalte Hocker in dem schmalen, hohen Häuschen. Beim Eintreten erklingt plötzlich ein Choral. Wir setzen uns hin, lauschen, lesen die Strophen an der Wand und verstehen: Keine Kirchenmusik, sondern eine bezaubernde Ode an den Naturwissenschaftler Oersted, der um Neunzehnhundert den Elektromagnetismus entdeckt hat und von Langeland stammt.

Stranden in Rudköbing?
Nach vier Tagen setzen wir die Segel Richtung Lohals an der Nordspitze von Langeland. Herrliches Segeln bis es eben in der Winsch knackt und der innere Ring sich gelockert hat. Dieser hält Zahnräder und div. Winschteile. (Eine Winsch braucht man, um die Segel dicht zu holen).
Im Gehirn meines Skippers tackert es: „Da ist was gebrochen. So können wir nicht nach Norwegen. Die Winsch ist 48 Jahre alt, da bekommen wir keine Ersatzteile mehr. Eine neue Winsch kostet 800 Euro. Wir müssen nach Rudköbing, da ist eine Werft, vielleicht haben die eine gebrauchte. Es ist Samstag, die haben bestimmt nicht auf. Notfalls müssen wir eine Winsch im Internet bestellen und sie hierher schicken lassen …..“

Wir legen im Hafen an, Gerd nimmt die Winsch auseinander. Die Gewinde sind alt, aber noch intakt. Nichts ist durchgebrochen. Allmählich reift bei ihm der Gedanke, dass er vielleicht bei der Wartung im Winter ein Gewinde nicht stark genug angezogen hat.
Mit festgezogenem Gewinde und beruhigten Nerven geht es weiter nach Norden. Badetag im friedlichen Hafen von Lohals. Die Ostsee hat hier bestimmt schon 17 Grad, was für die Jahreszeit viel zu warm ist.

Es sind nur 3 Gästeboote im Hafen. Der Ort ist noch so still, dass wir von lautem Vogelgezwitscher geweckt werden.
Lautes Kerteminde
Langsames Segeln mit dem Gennaker nach Kerteminde. Rund um den Hafen Baustellenlärm, in der Stadt brausen überall die Autos. Hier hält uns nur der Regen.

Das Unwetter soll am frühen Nachmittag aber durch sein und dann werden wir uns vielleicht nach Samsö aufmachen.

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