Von Kalmar bis Fehmarn – viel mehr als nur ein Heimweg
(14 – 2022) In den letzten Tagen unseres Törns war wieder mehr Segeln angesagt, meistens in Schlägen so um die 30 sm. Und immer blieb genug Zeit für nette Begegnungen sowie ein sich Einlassen können auf die Orte, an denen wir festmachten. Militärübungen in die wir gerieten, machten uns wieder bewusst: das ist alles keine Selbstverständlichkeit.
Bergkvara, eigentlich ganz gemütlich
Vom sportlichen Ironman in Kalmar blies der Wind uns allerdings nur 20 sm bis zum kleinen Hafen Bergkvara und verordnete dort einen Tag Pause. Wir waren die einzigen Gastlieger im Hafen. Zeit für eine Fahrradtour durch eine schöne, kleinteilige Landschaft und ein Naturschutzgebiet. Als wir wiederkamen, hatte ein riesiges Motorboot direkt neben uns angelegt und das Bild des Hafens völlig verändert.

Der Reiz von Utklippan …
Fast die gesamten 33 sm nach Utklippan ließen wir uns vom Gennaker ziehen. Was für ein wunderbarer Segeltag! Der kleine, in eine Schäre gesprengte Hafen von Utklippan ist unter Seglern bekannt. Wir haben noch niemanden getroffen, der bei dem Namen nicht leuchtende Augen bekommt.

Was macht den Reiz von Utklippan eigentlich aus? Vielleicht ist es die Mischung aus ‚Kultur‘ und Natur. Der schlichte, von Menschen in eine kleine Schäre gesprengte Hafen verströmt Sicherheit und Geborgenheit. Im Kontrast dazu stehen die kargen Felsen, an denen sich das Meer bisweilen wuchtig austobt.

… wird hoffentlich nicht überreizt
Die Neuerungen auf Utklippan nahmen wir mit gemischten Gefühlen auf. Es gibt nun Mülltonnen, die wie ein Tresor aussehen und rot (voll) oder grün (noch Platz) blinken. Statt eines Hafenmeisters, der mit einem Boot von der Nachbarschäre kommt, muss man zum Bezahlen eine App herunterladen. Die Boote, mit denen man zur anderen Schäre rudern konnte, sind verschwunden. Nur wegen Saisonende am 23. August? Hoffentlich!

Hanö – eine Insel zum Wiederkommen
Die bewohnte und zum Teil bewaldete Insel hat eine ganz andere Ausstrahlung als Utklippan, ist aber für uns auch ein Ort, an dem wir immer wieder gerne zurückkehren. Und hier gibt es sie noch, die resolute, freundliche Hafenmeisterin, die ‚ihren‘ Hafen gut im Blick hat.

So verdorrt und vertrocknet haben wir die Insel noch nie gesehen. Selbst in den Gärten war nichts mehr am Blühen. Bei einer Wanderung über die Insel trafen wir auf das Dammwild oben am Leuchtturm. Sonst ist es oft auf der grasbewachsenen, nun völlig verbrannten Ebene in der Nähe des Hafens zu beobachten. Jetzt fand es im Schatten des Gebäudes wohl noch ein paar Gräser.

Ein Zauber, leider nicht für alle
Leise und langsam pirschten wir uns an die Tiere heran. Sie hatten uns wohl wahrgenommen aber schienen sich nicht an unserem Näherkommen zu stören.

Plötzlich hörten wir eine laute, schrille Frauenstimme krakelen: „Guck mal da!“ Ein deutsches Paar stapfte auf der anderen Seite den Hügel empor. Die Tiere machten sich davon. Das Paar blieb erst stehen, als sie uns wahrnahmen – wir drehten um. Der Zauber des Augenblicks war verflogen – und sie hatten ihn nicht einmal bemerkt.
Die Marine übt nur - hoffentlich
Weiter ging es Richtung Süden. Die Windvorhersage hatte sich ziemlich vertan, statt gemütlichem Sommersegeln nach Simrishamn hieß es reffen, reffen, reffen.

Plötzlich waren wir von 3 großen Booten der Marine umgeben. Auf einer Art Flugzeugträger übte ein Hubschrauber Start und Landung, dabei kreuzte das Schiff immer vor unserem Kurs. Wir stellten sofort das Funkgerät lauter. Die würden uns doch wohl anfunken, wenn wir den Kurs ändern sollten?!??


Ein ohrenbetäubendes Geräusch ließ uns aufschrecken. Eine große Wasserstaubwolke schien auf uns zuzuhalten, ein Hoovercraftboot. Die werden uns doch nicht übersehen?

Im Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, wird nicht geübt, da wird gleich scharf geschossen.

Kurz oder schön – eine leichte Entscheidung
In Ystad trafen wir Tom und Marie-Claire wieder. Sie schenkten uns einen Revierführer über Höga Kusten. Unser gemeinsames Ziel für das nächste Jahr: im bottnischen Meerbusen, die finnische Küste hoch und die schwedische Höga Kusten zurück.
Dann stand die Entscheidung an: Nehmen wir die kürzeste oder die etwas längere, aber viel schönere Strecke nach Fehmarn? Bei dem Spätsommerwetter keine Frage: Wir segeln die 45 sm zur dänischen Insel Nyord.

Die Schwalbeninsel Nyord
Das letzte Teilstück dorthin, nördlich von Mön, ist nur für Boote mit geringem Tiefgang geeignet. Wir haben nur 1,40 m - trotzdem meldete sich unser Tiefenalarm ab und zu. ‚Ist nur Seegras‘ sagten wir uns.



Ein letztes Mal für diese Saison




Wir sind voller Dankbarkeit und stoßen auf eine großartige Segelsaison 2022 an.
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